Die CD der Woche: Roosevelt – Polydans

Tanzbar, verträumt, warm und ausgelassen – mit seinem neuen Album “Polydans”, das am 26. Februar 2021 erschienen ist, zeigt der Kölner Musiker Roosevelt einmal mehr, dass guter Elektropop auch – oder gerade – abseits des breiten Mainstreams bestechen kann.

Auf seiner dritten LP greift der Multiinstrumentalist und Produzent, der mit bürgerlichem Namen Marius Lauber heißt, selbst zu Synthesizer, E-Gitarre und Drumsticks – und fräst sich mit ohrwurmverdächtigen Melodien und eingängigen Hooks ganz tief in den Gehörgang. Auf “Polydans” treibt Roosevelt seine Kreuzung aus Indie- und Synthiepop zur Perfektion: fröhlich, gut gelaunt und doch oft mit einer Prise Wehmut und Nachdenklichkeit.

Aufgewachsen ist Roosevelt in Viersen nahe der niederländischen Grenze. Sein musikalischer Weg hatte viele Stationen: Zuerst Schlagzeuger und Gitarrist in einer Band, legte er später als DJ auf und fand schließlich auch als Produzent zur elektronischen Musik. Seit 2012 veröffentlichte er zwei Alben, einige EPs und mehrere Singles. Parallel dazu spielte er auf den verschiedensten internationalen Festivals und wurde in Deutschland für den Echo Pop, den Preis für Popkultur und die 1Live Krone nominiert. Mit Polydans legt er nun noch einen drauf und liefert nichts weniger als einen “Liebesbrief an die Clubmusik”.

Die zehn Tracks der neuen Platte sind zum ganz überwiegenden Teil “Marke Eigenbau”: Roosevelt schreibt seine Songs komplett eigenhändig, spielt fast alle Instrumente selbst ein, mischt und produziert. Das Ergebnis: Ein vielseitiges Album, das auf der soundtechnischen Landkarte weite Gebiete absteckt: wer genau hinhört, kann neben Anleihen aus House und Techno auch Elemente von Yacht-Rock, Balearic Beat und etwas Space Pop raushören. Das Album bietet in jedem Song zugleich auch eine kleine Zeitreise von den Anfängen der Disco-Musik in den 70ern bis in die heutige Zeit – mit einem längeren Zwischenstopp in den 80ern. Trotz all dieser Referenzen steht “Polydans” auf eigenen Beinen: Neben federnden Beats, funky Bassriffs und springenden Rhythmen laden die melancholisch angehauchten Vocals auch ein bisschen zum Träumen ein. Besonderer Pluspunkt ist das Zusammenspiel von natürlichen und elektronischen Instrumenten, das dem organischen Sound etwas Bodenständiges verleiht.

“Polydans” ist eine Einladung auf den Dancefloor, eine Ode an das Nachtleben und die Clubs – und trotz allem doch sanft genug, um es auch an einem netten Abend zum Entspannen und Genießen zu hören. Ein Album zum Mitsingen, Abgehen und Spaß haben.

Roosevelt mit Polydans – die Campusradio Jena CD der Woche.