Theatervorschau: Nackt

Lizzy Timmers möchte in ihrem neuen Stück „Nackt“ der Geschichte des nackten Körpers nachgehen und herausfinden, wie sich der Blick auf die blanke Haut entwickelt hat und wie sehr uns dieser Blick beeinflusst. In diesem Beitrag sprechen wir mit Ressigeurin Timmers und der Schauspielerin Henrike Commichau vom Theaterhaus Jena.

Lizzy Timmers ist in den Niederlanden aufgewachsen, hat dort an einer Schauspielschule studiert und ist durch ihre Arbeit mit Wunderbaum nach Jena gekommen. Hier fand sie, bei einem Gespräch mit ihrer Nachbarin, die Inspiration für ihr neustes Stück „Nackt“.

Lizzy Timmers: Regisseurin von Nackt

Timmers: Sie erzählte mir oft, dass sie in ihrer Kindheit mit ihrer Familie oft auf FKK-Campingplätzen war. Dann habe ich begonnen diese Geschichte etwas zu recherchieren.

Die FKK-Bewegung der DDR in den 80ger und 90er Jahren fasziniert Timmers. Ein Trend der bewirkte, dass sich Menschen einfach auszogen und nackt schwimmen gingen, als sei es ganz normal – weil es damals eben normal war.

Timmers: Das fand ich s uper interessant, weil ich dann auch hörte, dass es diesen Mythos gibt, dass man im Osten ein entspannteres Verhältnis zum Körper hat und damit auch entspannter mit Sexualität und Liebe umgegangen ist.

Inspiriert von diesen Mythen begann Timmers gemeinsam mit ihrem Ensemble zu recherchieren. Um unserem verqueren Verhältnis zur Nacktheit auf den Grund zukommen. Das Stück entstand in enger Zusammenarbeit mit den Schauspielenden. So hat Leon Pfannenmüller – der einzige Mann in der Besetzung von „Nackt“ – hat einen Text geschrieben, der durch die Reformbewegung führt und verschiedene Charaktere dieser vorstellt.

Was bedeutet es nackt zu sein? Kann man auch nackt sein, wenn man Klamotten trägt und warum lässt sich unsere blanke Haut nur so schwer von Sex und Scham trennen? Jedem fällt zum Thema Nacktheit etwas anderes ein und jeder geht mit dem eigenen nackt sein anders um. Darum war es wichtig als erstes Vertrauen im Team zu schaffen.

Henrike Commichau: Schauspielerin

Commochau: Was ganz toll war, was dass Lizzy uns am Anfang die Aufgabe gegeben hat, drei Quellen mitzubringen, die uns inspirieren. Das haben wir die ersten ein zwei Wochen gemacht und dadurch haben wir uns als Gruppe schon sehr gut kennen gelernt. Wenn Menschen über etwas sprechen, das sie inspiriert, dann ist das auch ganz inspirierend für dich. Dadurch ist eine gute Vertrauensbasis entstanden.

Das Stück wurde nicht nur von Timmers geschrieben, sondern wuchs aus den Improvisationen und Ideen der gesamten Besetzung heraus.

Commichau: Wir haben dann durch diese Ackts – also Lizzy gibt eine kleine Aufgabe: „Macht einen Act zu Einsamkeit oder diesem Song oder so einen Hippie-Act“ und dann geht man für 20 Minuten in sich und macht das dann einfach. Aus diesen Acts pickt man sich dann irgendwas raus oder Lizzy variiert damit und so geht man mit diesen Acts immer weiter, fädelt das Ganze wieder zusammen und baut langsam ein Stück auf.

Modernes Theater und nackte, mit Kunstblut beschmierte Schauspieler gehen Hand in Hand. Nackte Körper werden oft genutzt, um zu schockieren. Sie sind mehr Requisite, als Thema.

Timmers und Commichau ist bewusst, dass ihr Publikum mit einer gewissen Erwartung an „Nackt“ herantreten werden. Jedoch ist Nacktheit in diesem Stück kein Stilmittel, sondern das all umfassende Thema.

Timmers: Wir gehen vielleicht auch nicht nackt auf die Bühne. Für uns geht es mehr darum, wie wir uns zu diesem Thema verhalten. Wir nutzen es nicht wie ein Schockmittel.

Commichau: Das ist ein super billiges Mittel. Im Sinne von „Jetzt schockier ich.“ Aber es ist ja nicht schockierend. Aber wenn es Sinn macht [nackt zu sein], dann vielleicht in einem Stück das von FKK-Kultur handelt. Ich habe noch nie ein Stück gesehen, dass Nacht heißt und in dem es um Nacktheit geht und in dem alle Aspekte dazu abgegrast werden.“

Termine:

28.03.2019 (Premiere) // 29.03.2019 // 30.03.2019 // 03.04.2019 // 04.04.2019 // -> alle Vorstellungen beginnen um 20 Uhr

Bildquellen: Theaterhaus Jena
Hintergrundmusik: Ticker – YouTube Audio Library