Erfurt liegt beschaulich im mittsommerlichen Nachmittagslicht. Wer durch die Innenstadt stromert, wird erstaunt feststellen, wie eine riesige Menschentraube den beschwerlichen Weg über die Treppen zur Zitadelle bestreitet. Sie alle verbindet ein Ziel: Das 01099-Konzert! Auch unsere Eule Viktoria war vor Ort, um sich mal anzuschauen, ob sich all das Treppensteigen denn gelohnt hat.
Die Steinwände des Innenhofs der Zitadelle haben bestimmt schon viel gesehen. Nicht umsonst heißt das Gelände ja die “Festwiese”. Ob sie aber auch schon einmal ein solches Spektakel erlebt haben, wie es 01099 letzten Sonntag bei ihrem Konzert veranstaltet hat, das bleibt fraglich. Aber fangen wir doch mal der Reihe nach an.
Trotz der sommerlichen Hitze sind alle gut gelaunt, als wir gegen 19 Uhr das erste Mal laut applaudieren, als die Vorband Zimmer90 die Bühne betritt. Schon die Vorband heizt ordentlich ein und die smoothen Melodien und der wummernde Bass ernten entsprechend Begeisterung beim Publikum.
Der Aufmarsch von 01099 aber erntet da auf jeden Fall schon wesentlich krasseren Jubel. Kein Wunder, bei der Bühnenpräsenz. Wie bei jedem 01099-Konzert fällt auch hier wortwörtlich ein Vorhang, ehe die Jungs zum Vorschein kommen. Sofort merkt man ihnen die Freude an, heute auf der Bühne stehen zu können. Der erste eigene OpenAir-Auftritt, erklärt uns die Band verschmitzt.
Dass das Publikum nicht an Sitzplätze oder muffige Luft in einer Messehalle gebunden ist, nutzt 01099 auch ordentlich aus. Die nächsten zwei Stunden legen sich nicht nur die Jungs ins Zeug, auch das Publikum halten sie immer wieder dazu an, mitzuklatschen, mitzusingen oder auch mitzuspringen. So heizt nicht nur der Sommer, sondern auch die Band ordentlich ein.
Aber auch die, die sich nicht für einen unerwarteten Zumba-Kurs interessieren, kommen ordentlich auf ihre Kosten. All die Fanklassiker werden performt, von der neusten Single “Pistazieneis” bis hin zu liebgewonnen Klassikern wie “Skyr”, “Tempo” oder “Küssen” fehlen nicht auf der Set-List. Ein besonderes Highlight ist das Duett mit einem der Zimmer90-Sänger, als der Track “Rosa Rugosa” über den Platz schalt. Nicht perfekt getimed, aber dennoch eine wunderschöne Untermalung ist dann der rosarote Sonnenuntergang, der alles in ein warmes Licht taucht, als wir uns nach zwei Stunden mit 01099 über die schöne Zeit freuen.
Ein weiteres Highlight, ist es, wie die Band mit dem Konzertort selbst umgeht. Denn ganz plötzlich verschwinden Gustav und Paul von der Bühne selbst und erheben sich auf einmal am Geländer zur Ostseite hin, um oben von der Mauer jetzt aus einem neuen Winkel zu singen. Nach ein paar Sekunden der koordinatorischen Verwirrung, haben auch wir im Publikum uns auf die neue Blickrichtung ausgerichtet und jubeln jetzt in diese Richtung.
Wir alle sind gegen halb zehn abend dann ein bisschen heiser und wohl verschwitzter, als wir zu Beginn angenommen haben, der post-konzertischen Euphorie tut das aber keinen Abbruch.
Für das erste eigene OpenAir-Konzert darf sich 01099 also eine rundum gelungene Show auf die Fahne schreiben – und wir gehen mit der Gewissheit nach Hause, dass sich auch der Weg über die Treppenstufen zur Zitadelle gelohnt haben.