Konzertrezension: The Doors Alive

Die “The Doors” Tribute Band “The Doors Alive” war am Donnerstag, den 25.05. zu Besuch im Jenaer F-Haus. Unsere Eule Max war dort und wirft einen Blick hinter die Kulisse.

Wie ist das, wenn man von Allen für etwas gefeiert wird, das man überhaupt nicht ist?

Diese Frage habe ich mir vergangene Woche auf einem Konzert der Tribute Band “The Doors alive” gestellt. Das Konzert einer Band also, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, nicht eigene Songs zu schreiben, sondern bereits bestehende Songs möglichst originalgetreu nachzuahmen. 

In diesem Fall Songs der Band “The Doors”. Wohl eine der bekanntesten und einflussreichsten Rock Bands der späten 60er Jahre. Und das nicht ohne Grund. Neben der eigentlichen Musik lag das wohl auch am Frontsänger und Club27-Mitglied Jim Morrison. Der machte durch seine charakteristischen Songtexte, Art zu singen, aber besonders durch seine Persönlichkeit auf sich aufmerksam. Zu Beginn seiner Karriere trat er lediglich mit dem Rücken zum Publikum auf, um sein Lampenfieber zu überstehen. Später fiel er durch starken Alkoholkonsum – vor und während der Konzerts auf. Eine Folge: Einige Konzerte mussten abgebrochen werden. Ein paar wegen Trunkenheit, ein paar auch, weil Morrison sich auf der Bühne entblößte. 

Zumindest diesem Punkt widmete die Band “The Doors alive” keinen Tribut. Doch abseits dessen war die Band zeitweise nicht vom Orginal zu unterscheiden. Mike Griffioen, der Jim Morrison darstellt, imitierte die eigentümlichen Bariton-Stimme seines Vorbilds hervorragend, trug die gleichen Hosen, den gleichen Gürtel, den gleichen Hut. Doch der Grad an Detailverliebtheit machte sich für mich vor allem in den Zwischenansagen bemerkbar. Diese entsprachen quasi im Wortlaut den Auftritten der originalen The Doors Konzerte. Das beweisen Live-Alben und einzelne Video Mitschnitte. So sehr mir während des Konzerts auch der Mund offen stand, so sehr erweckte dieser Umstand in mir auch ein seltsames Gefühl. 

Auf dem Weg vom Backstage auf die Bühne riefen Fans dem Frontsänger Mike zu: “Wir lieben dich, Jim!”. Auf der einen Seite glaube ich den Fans sofort. Auf der anderen Seite aber stellt sich für mich die Frage: Wie muss sich Mike fühlen, wenn er seit über 15 Jahren jemanden darstellt, der er nicht ist, den es nicht gibt? Wie beeinflusst es die Persönlichkeit von einem Künstler, der nie für sich selbst, sondern immer nur für etwas gefeiert wird, das er spielt? Inwiefern trifft das für alle Künstler:innen zu? Und vor allem: Ist das überhaupt noch Kunst oder viel eher ein Handwerk, ein Schauspiel, ein Theaterstück, LARPing? 

Eine Frage, die ich auch beantworten konnte, war: wer besucht überhaupt Konzerte einer Band, die es seit 50 Jahren nicht mehr gibt? Rund 70 Prozent der Besucher:innen sind gehören zur Altersgruppe, die The Doors noch live gesehen haben könnten. Die restlichen 30 Prozent sind zwischen 18 und 25. Gefühlt also die Gruppe, die ihre Jugend noch einmal spüren möchte, gemischt mit der Gruppe, die ihre Jugend durch das Distinktionsmerkmal “Nischen-Bands der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts” überhaupt erst spüren kann. 

Und so ist die Illusion perfekt. “The Doors Alive” schaffen es, durch ihr lupenreines Theaterspiel, den perfekten Gesang und die geschickte Ausleuchtung der Bühne wirklich den Anschein zu erwecken, das Orginal zu sein. Dazu trägt auch die Performance der restlichen Band Mitglieder und die orginalen Vintage-Intrumente bei.

Als die Lichter des F-Haus wieder angingen, war die Magie dahin. Club 27 hat Frontsänger Mike längst überlebt. Muss er ja auch. Denn die Tribute Band gibt es inzwischen fast 3 Mal so lange, wie die originalen The Doors bestanden.

Am Ende ist eines klar: Das Konzert war natürlich ein Theaterspiel. Aber das ist bei weitem kein Alleinstellungsmerkmal von The Doors alive oder Tribute-Bands im Allgemeinen. Denn wer mehrere Konzerte einer Tour von einer Band besucht hat weiß: Alles, von Set-List über Ansprachen bis Zugaben ist bis ins Kleinste geplant. Damit also in diesem Sinne auch nichts anderes als ein Schauspiel. Daran ist per se auch nichts verkehrt. Vielleicht halten Tribute-Bands, und vor allem so fast makellose Tribute-Bands wie The Doors alive damit der gesamten Musik Branche, dem ganzen Fan-Kult nur den Spiegel vor. Denn immerhin geben Sie zu, dass das was sie darstellen, mindestens vergänglich, höchstens tot ist.