Fun-Punk, leichte Rock- und Hip-Hop Elemente, aber vor Allem: Ganz viel mecker, mecker, mecker. Die Goldenen Zitronen legen mit ihrem neuen Album den Finger direkt in die Wunde.
Was für ein Gefühl ist es, das ausgesprochen zu hören, was sich niemand auszusprechen traut? „More Than A Feeling“ beschreibt genau das und trifft direkt ins Schwarze. Die Band „Die goldenen Zitronen“ sind nun seit ungefähr 35 Jahren dabei – und halten sich mit Gesellschaftskritik und experimentellen Ideen für ihre Musik nicht zurück. Damals als Fun-Punkband gegründet, jetzt auch zum Teil mit leichten Rock- oder Hip-Hop Elementen auftretend, scheuen sie sich nicht, klar und deutlich das zu sagen, was ihnen auf die Nerven geht. „Es nervt“, ein Song in dem das Verhalten weißer Linker von einer schwarzen Frau reflektiert wird, hält sich nicht zurück, dem Hörer das unausgesprochene direkt auf die Nase zu binden.
Die goldenen Zitronen bestehen zurzeit aus 6 Mitgliedern, die alle die verschiedensten Instrumente beherrschen. Sie kommen in ihrem Album zumeist mit einfacher Sprache aus. Ohne Reime. Ohne Versmaß. Nur in einigen Liedern gibt es zu dem meist spöttischem Sprachklang auch Gesang mit lauten und ohrenumschließenden Backings, was das Ganze abrundet.
„Die Goldenen Zitronen“ sind bekannt als Band, die für Entwicklung und Veränderung steht. Während die vergangenen Songs noch in Jams und gemeinsamen Debatten entstanden sind, kommt dieses Album mit experimentellen Einflüssen daher: Störgeräusche, verzerrte Vocals und verschiedenst genutzte Drummachines. Was der Gruppe aber trotzdem erhalten blieb, ist ihre absolut verspottende Art.
Ebenfalls um Mauern geht es in dem Song „Mauern Bauen (testweise)“. Es wird die Frage um das „Wir“ aufgeworfen, wie es Bandmitglied Ted Gaier fragte „Wer ist denn dieses ‘Wir’?“
Den ganzen Song über setzt Sänger Schorsch Kamerun einen fürchterlich wütenden, aber auch fast schon leicht ertappenden Ton in seinem Gesang auf, der den Hörer zum Denken anregen lässt.
Die goldenen Zitronen schaffen es mal wieder, ihren Finger genau in die Wunde zu legen. Sie möchten sich nicht verstecken, sondern Probleme in der Gesellschaft genau ansprechen; mit spottenden, meckernden Texten machen sie leise Kritik ganz laut.
Somit wird der Hörer mit mehr als nur einem Gefühl zurückgelassen.
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