Festival Blog: Reeperbahn Festival 2012

Das Reeperbahn Festival ist das Event für Musikliebhaber, die immer auf der Suche nach neuer Musik, neuen Trends und dem “next big thing” sind. 290 Bands auf über 30 Bühnen, darunter auch solche, die heute, morgen und übermorgen den Takt der Musikszene bestimmen. Das Reeperbahn Festival fesselt einen mehr als drei Tage, und selbst wenn man nicht vor Ort sein sollte, kann man dort mit dem Campusradio neue Bands entdecken. Wir berichten jeden Tag live aus Hamburg und lassen euch teilhaben am Musik und Kunstfestival auf der Reeperbahn.

Vorbericht:

Schon Tage vorher muss man sich auf dieses Festival vorbereiten. Selbst “professionelle Musikkenner” weiß das Lineup des Reeperbahn Festivals immer wieder zu überraschen. Seit 2006 hat sich die Veranstaltung auf der berühmten Reeperbahn in Hamburg vom Festival zum Ereignis entwickelt. Man entdeckt Künstler, die zum ersten mal nach Europa oder von ihren skandinavischen oder britischen Inseln kommen und schon bei der nächsten Tour die größten Clubs füllen. [Port Isla 2045 Molotow Bar]
Man sieht Bands über die gerade die ganze Welt spricht, oder sollte man sagen, das ganze Internet? [Capital Cities 2000 Molotow]
Und dann sind da ja auch noch Bands, die man zwar kennt, die aber Live immer wieder einen Besuch wert sind. Gleich heute zum Beispiel die Live-Garanten Kakkmaddafakka aus Norwegen. [2345 Docks]

Falls einem das alles noch nicht genug ist, wartet das Reeperbahn Festival auch wieder mit einem großartigen “Arts”-Programm auf. Internationale Fotografen, Literaten und Maler machen aus der Reeperbahn eine riesige Galerie.

Hier ein paar musikalische Eindrück, die am Donnerstag auf die Besucher des Reeperbahn Festivals warten:

Steffen hat das Ganze in unserer heutigen Morgensendung schonmal vorgestellt, ein zweiter Bericht folgt morgen:
[audio:https://www.campusradio-jena.de/wp-content/uploads/sites/5/2012/09/120920_TI-Reeperbahnfestival.mp3]

Nachbericht:

Mit viel Trubel und Gewusel zeigte sich am Donnerstag schon Freude und Ärger des Reeperbahn Festivals. Wo man hinguckt spielen interessante Bands auf außergewöhnlichen Bühnen – und im Hinterkopf immer der Gedanke “denk nicht dran, was du gerade alles verpasst!”

Admiral Fallow

Den Künstlern war anzumerken, wie viel Freude ihnen die Atmosphäre des Festivals bereitete. Admiral Fallow aus Glasgow sangen, klatschten und scherzten mit dem Publikum, dass der großartige Auftritt zum Selbstläufer wurde. Capital Cities waren begeistert von dem beängstigend vollem Molotow und den Leuten, die an einem Donnerstag schon um 20Uhr ausgelassen feierten. Den schwierigsten Job hatten wohl wieder die Türsteher, die verzweifelten Festivalbesucher den Eintritt verwehren mussten, wenn der Club aus allen Nähten platzte.

Aber nicht allen Künstlern bekam eine frühe Auftrittszeit. Bei Speech Debelle im kaum gefüllten Docks wollte der Funke nicht so richtig überspringen. Dennoch war der erste Festivaltag ein Erfolg. Vor allem das große Rahmenprogramm, welches die Reeperbahn wirklich zu einem riesigen Festivalgelände werden lässt, erfreut den Musikliebhaber. Das Lineup kennt man mehr oder weniger, auf das kann man sich vorbereiten und einstellen – die Atmosphäre vor Ort und die Überraschungen neben dem Geplanten sind es aber, was einen dann doch aus den Socken haut.

 

Vorbericht:

“Immer noch einen daraufsetzen”  könnte das Motto des Reeperbahn Festivals sein, hätten sie nicht schon eins (New international Music). Bereits um 13Uhr beginnen am Freitag die ersten Bands mit ihren Auftritten. Meist handelt es sich dabei um ein sogenanntes Showcase. Die Bands spielen etwas kürzer und normalerweise vor einem ausgewählten Publikum der Musikbranche – auf der Reeperbahn Festival kann jeder zum Insider werden, falls sie oder er sich denn schon um 13Uhr in den Clubabend schmeißen kann. So kommt es, dass zum Beispiel eine gestandene Band wie Wintersleep um 16Uhr im Hörsaal spielt. Klingt fast nach Arbeit und nicht nach Rock’n’Roll…

Diesen Showcases haben meist mit einem Länder- oder Labelschwerpunkt und stellen an einen Nachmittag/Abend die besten und neusten Exporte aus einem bestimmten Land oder von einem engagierten Label vor. Auch beim N-Joy Reeperbus und bei Rays Reeperbahn Revue kann man die laut eigenem Ermessen “interessantesten” Acts des Tages sehen. Neben dem eigentlichen Konzert kann es also sein, dass man Bands 3-4 mal auf der Bühne sieht. Was erstmal langweilig klingt, aber eigentlich nur das schon angesprochene Zeitproblem der parallelen Konzerte löst, wenn man sich einen guten Plan macht.

Am heutigen Freitag erwarten die Besucher unter anderem Showcases von Bands aus Kanada [Wintersleep, Del Barber, Alex Cuba etc. ab 13Uhr im Hörsaal], aus den Niederlanden [Tangerine, Alamo Race Track, Blaudzun etc. ab 13:30Uhr in der Molotow Bar], Israel [Brain Candies, Old Man River etc. ab 15Uhr auf der Stage East] und viele mehr.

Das Festivalprogramm ist riesig und jeder hat seinen eigenen Plan. Für mich stehen heute mal ein paar bekannte Namen auf der Liste: The View [19:30 Grünspan], We Were Promised Jetpacks [21:30 Docks] und The Astroids Galaxy Tour [1:00 Docks].

Davor, dazwischen und danach bleibt aber noch genug Zeit ein paar Neuentdeckungen zu machen – vielleicht eine von diesen Bands?

Von lauschigen Kinosesseln und schrillen Liveshows – Hier Steffens telefonischer Zwischenbericht heute morgen live in der Sendung bei Paula und Angelika.

[audio:https://www.campusradio-jena.de/wp-content/uploads/sites/5/2012/09/120921_TI_ReeperbahnFestival2012_Steffen_Paula.mp3|titles=120921_TI_ReeperbahnFestival2012_Steffen_Paula]

The Asteroids Galaxy Tour? – Stimmt, schonmal gehört. Im Februar war ihr aktuelles Album “Out of Frequency” die Campusradio CD der Woche, aber natürlich auch das neue Album von The View.

Nachbericht:

War das vielleicht schon der Höhepunkt des Reeperbahn Festivals?
Headliner und Newcomer – erfüllte Erwartungen und großartige Überraschungen. Kurzum, der Freitag Abend des Reeperbahn Festivals war äußerst gelungen und wird in Erinnerung bleiben.

Die britische Band Citizens! heizen dem Übel & Gefährlich ein

Gleich mehrere Headliner versprachen bereits im Vorfeld einen tollen Abend und setzten dann auch alles daran ihr Versprechen zu halten. Vor allem Mette Lindberg, Sängerin von The Asteroids Galaxy Tour tobte sich auf der Bühne des Docks richtig aus. Trotz ihres zumeist düsteren, melancholischen und durchdringenden Indie Rocks konnten auch We Were Promised Jetpacks die Stimmung der Festivalbesucher anheizen und eine energetische Show abliefern.

Besonders hervorzuheben sind wiedermal die absoluten Newcomer die in kleinen Locations oft schon am Nachmittag und frühem Abend vor erwartungsvollem Publikum standen. Hier also ein paar Bands, die mich wirklich überzeugt haben.

Alamo Race Track Reeperbahn Festival 2012

Alamo Race Track spielten am Nachmittag in der Molotow Bar und Abends in Angie’s Nightclub. Der Sänger wirkte zwar jeweils sehr unzufrieden mit dem Sound und schraubte ständig an den Reglern seines Verstärkers, aber im Publikum klang alles wunderbar. Bei der Alternative Rock Band aus den Niederlanden hatte man das Gefühl, man dürfte gerade bei einer Bandprobe anwesend sein. Keine große Show, sondern die Musik und der Spaß am zusammenspielen steht bei Alamo Race Track im Mittelpunkt.

Intergalactic Lovers Reeperbahn Festival 2012

Intergalactic Lovers – merkt euch diesen Namen. Eine Band aus Belgien, die alles hat was man sich bei einer Indie Band nur wünschen kann. Die Bühnenpräsenz litt etwas unter dem gebrochenen Arm der Sängerin, tat aber der Stimmung keinen Abbruch. Das Debütalbum ist in Deutschland noch nicht erschienen, die Live-Eindrücke versprechen aber ein großartiges Indie Pop Album, was man für 2013 auf dem Zettel haben sollte.

Vorbericht:

Auf den letzten Tag des Reeperbahn Festivals freuen sich sicherlich schon viele Festivalbesucher. Mit Cro steht hier und heute ein ziemlich großer Name auf dem Programm. Der spricht vielleicht nicht das klassische Indie Publikum an, dafür aber wohl alle anderen. Hier ist mit langen Schlangen, aber nicht mit mir zu rechnen. Ich habe da ganz andere Namen auf der Liste.
Die junge Kanadierin Cold Specks zum Beispiel. Eine ganz große Stimme, gefühlvolle Instrumentalisierung und Songtexte die nach Weltliteratur klingen. Ich erwarte Gänsehaut-Atmosphäre und freue mich auch auf das Interview, was ihr in Kürze beim Campusradio hören werdet.

Ebenfalls als jung und talentiert lässt sich Cosmo Jarvis beschreiben. Mit 12 Jahren fing er an seine erste Songs zu schreiben und stellt heute bereits Songs aus seinem dritten Album “Think Bigger” vor. Intelligenter und Humorvoller Singer/Songwriter Pop vorgetragen von einem unheimlich coolen Typen. Und weil er auch noch gut aussieht, wird die bestimmt viel zu kleine Molotow Bar bestimmt aus allen Nähten platzen.

Später am Abend spielte dann auch noch Olli Schulz in der Großen Freiheit. Böse Zungen behaupten er wäre eher ein Standup-Comedian als ein Musiker, aber die Auftritte in seiner Heimatstadt sind zweifelsohne ein Erlebnis. Und wenn man schon den Kopf voller neuer und spannender Bands hat, die man den Tag über entdeckt hat, dann kann man sich bei Olli auf eine heitere Entspannung freuen.

Auch heute geht der Tag bereits früh mit Showcases los und ich bin schon sehr gespannt, welche Empfehlungen ich euch von dort mitbringen kann. Vorher werde ich auf jeden Fall auch noch Cold Specks und Frànçois & The Atlas Mountains zum Interview treffen. Mehr davon natürlich in Kürze beim Campusradio.

Nachbericht:

Weihnachten ist noch ein wenig hin und trotzdem war gestern ein Mann mit tiefer Stimme und Rauschebart die wichtigste Person des Abends. Meine Highlights am letzten Abend des Reeperbahn Festivals sind etwas kautzige, aber dafür um so sympatischere Typen. Der erste von Ihnen ist Ben Caplan aus Kanada. Er ist nicht nur eine unheimlich einnehmende Persönlichkeit, er macht auch noch außergewöhnlich gute Musik. Der Vergleich mit dem Weihnachtsmann ist bestimmt nicht ganz falsch, sein Publikum war jedenfalls äußerst glücklich und zufrieden.

Ben Caplan Reeperbahn Festival 2012

Ray’s Reeperbahn Revue von der britische Entertainmet-Legende Ray Cokes leutet jeden Abend beim Reeperbahn Festival ein und ist nicht nur eine lustige Musikshow, sondern wirklich immer wieder gut für Geheimtipps. Dort gab Ben Caplan eine erste Kostprobe seines Könnens. Das hat mich sofort überzeugt und sich scheinbar auch unter den anderen Festivalbesuchern rumgesprochen. Bei seinem späteren Auftritt im Hörsaal konnte man es schon ein wenig mit Platzangst zu tun bekommen, wurde aber mit einem bombastischen Konzert entlohnt.

Von einem der sich King Charles nennt, sollte man einiges erwarten dürfen. Zudem konnte er bei der renommierten International Songwriting Competition in Nashville 2009 gleich mehrere Preise gewinnen und das als erster Brite überhaupt. Mit Loveblood ist diesen Sommer sein erstes Album erschienen, was mir irgendwie durch die Lappen gegangen ist. Sein Auftreten ist tatsächlich majestätisch und um seine Songs sollten ihn Vampire Weekend beneiden.

King Charles Reeperbahn Festival 2012

Am Abend im Knust hatten Frànçois & The Atlas Mountains leider nicht ganz so viel Publikum wie sie verdient hätten. Das lag vielleicht daran, dass sie am Nachmittag schon auf dem Spielbudenplatz gespielt hatten. Verträumt und verspielt passte die Musik auch viel besser zu der dort gerade untergehenden Herbstsonne. Dafür standen sie am Abend nicht mehr eingepackt in dicke Jacken und Pullover, sondern tanzten sich warm. Ich habe mir beide Shows gerne angeguckt, auch wenn die Musik tatsächlich eher etwas für warme Sommertage ist.

Francois & The Atlas Mountains Reeperbahn Festival 2012

Eigentlich sind Leichtigkeit und Schwere das komplette Gegenteil und dennoch beschreiben beide die Musik von Frànçois & The Atlas Mountains treffend. Genauso mein Gefühl am Ende des Abends. Das Reeperbahn Festival 2012 ist vorbei. Die entdeckte Musik wird uns mindestens noch die nächsten Monate begleiten und einige Bands schaffen vielleicht erst in ein paar Jahren den großen Durchbruch, doch man kann schon jetzt sagen, das Reeperbahn Festival hat seine sich selbst gestellte Aufgabe wieder hervorragend erfüllt. Uns “Musik-Experten” wurde wieder einmal gezeigt, es gibt dort noch einen ganzen Haufen junger und interessanter Musiker, bei denen es sich lohnt Ihnen eine Bühne zu geben.

Das Reeperbahn Festival ist und bleibt das wichtigste Newcomer Musikfestival in Deutschland. Wer durch die vielen Clubs in der Hamburger Innenstadt streift und sich die Zeit nimmt das Flair auf dem Spielbudenplatz einzuatmen, der begreift die Bedeutung sofort und wird immer wieder im September an die Elbe kommen.

3 Antworten auf „Festival Blog: Reeperbahn Festival 2012“

  1. verplantes kind + achim sagt:

    Wo bleibt der Nachbericht für Freitag? War der Redakteur etwa zu lange Feiern im Molotow?

  2. Nancy sagt:

    Welche Bands habt ihr eigentlich dort gesehen?

  3. Nick Freund sagt:

    Ist zwar schon ein älterer Blog Artikel aber immer noch sehr lesenswert 🙂 Danke schön, viele Grüße, Nick Freund

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