Thomas Schmidt ist Sportkoordinator beim Stadtsportbund Jena e.V. Im Gespräch mit dem Campusradio erzählt er nicht nur, wie viele unterschiedliche Vereine in Jena betreut werden. Die Erklärung seiner Arbeit macht deutlich, welchen Stellenwert der Sport in der Stadt hat und vor welchen Aufgaben die einzelnen Abteilungen immer wieder gestellt werden.
Im Gespräch war ich mit Thomas Schmidt am vergangenen Mittwoch. Pünktlich zum Frühlingsstart strotzt Jena nur so vor sportlichem Ehrgeiz. Der Stadtsportbund Jena e.V. hat daran einen großen Anteil: “Den Stadtsportbund gibt es seit 1990 offiziell. Wir sind der Dachverband der Jenaer Sportvereine. Das heißt: Alle Sportvereine der Stadt, die quasi im Landessportbund registriert sind, müssen automatisch auch Mitglied im Stadtsportbund sein und somit auch bei uns. Aktuell haben wir 118 Vereine hier in der Stadt Jena mit einem mega breiten Sportangebot. Das geht auch vom kleinen Schützenverein mit acht Personen über den USV oder den FCC mit über drei-, viertausend Mitgliedern. Wir in Jena gehören zu den größten Stadtsportbünden, die wir in Thüringen haben.”
Über 27.500 Mitglieder sind mit dabei. Das macht fast jede dritte Jenenser*in, die sportlich in einem der Vereine aktiv ist. Das sind Zahlen, auf die Thomas Schmidt sehr stolz ist. Er selbst war schon immer sportbegeistert, studierte BWL an der FH und engagiert sich seit 2018 teilweise ehrenamtlich für den Breiten- und Inklusionssport. Seit dem vergangenen November hat er seine aktuelle Stelle inne. Dort ist er Leiter eines Teams, das täglich alles für seine Berufung gibt: “Wir haben verschiedene Themenbereiche, die wir bearbeiten. Von dem Themenbereich Sportförderung, wo wir Gelder an die Vereine ausgeben bzw. weiterreichen, von der normalen Vereinsberatung, wenn Vereine Probleme haben und sich an uns wenden, jeglicher Couleur. Wir selber veranstalten auch einige Sportveranstaltungen im Jahr. Eine unserer größten Veranstaltungen steht an, Ende März. Das ist die Jenaer Nacht des Sports, die wir gemeinsam mit der Stadt ausrichten. Ansonsten gucken wir immer, dass wir uns den übergeordneten Sportthemen widmen und übergeordnete Sportangebote machen, die klassisch vielleicht nicht von unseren Sportvereinen angeboten werden.”

Gefördert wird der Verein aus unterschiedlichen Töpfen. Neben der Stadt stellt auch das Land einige Mittel, sodass der SSB nicht durch die einzelnen Vereine finanziert werden muss. Damit ist der Jenaer Bund gut aufgestellt, was bei einigen anderen vergleichbaren Institutionen in Thüringen nicht der Fall ist. Und auch ganz generell ist die Situation hier an der Saale eine besondere: “Wir haben hier das große Glück, dass wir wirklich sehr gut mit der Stadt zusammenarbeiten. Auch wenn es immer wenig aussieht: Die Stadt Jena tut im Bereich der Sportförderung und auch der Sportstättensanierung im Vergleich zu anderen Kommunen richtig viel. Wir wissen, das ist immer alles nur ein Tropfen auf dem heißen Stein, weil an allen Ecken und Enden Gelder fehlen. Aber im Vergleich zu anderen Kommunen haben wir da schon großes Glück. Da fließt eine ganze Menge Geld in den Sport.”
Die Zeiten der Pandemie sind zum Glück vorbei. Die Sorge, dass Sportvereine Rückgänge zu verzeichnen hätten, die sich bis heute halten, konnte zum Glück überwunden werden. Ihre Rolle wird stattdessen immer wichtiger: “Dieser Bruch, den man immer ein bisschen in die Öffentlichkeit gebracht hat, ‘den Sportvereinen laufen die Mitglieder weg’, der war am Ende gar nicht so groß, wie man es dargestellt hat. Was Corona auf alle mit sich gebracht hat, war diese Lust auf Sport, gerade auch im Kinder- und Jugendbereich. Da gab es einen enormen Boom. Man kam am Ende gar nicht hinterher, neue Angebote zu schaffen. Aber ich glaube, von der Corona-Pandemie haben wir uns, haben sich die Vereine sehr, sehr gut erholt. Das zeigen ja auch die Mitgliederzahlen, die wir haben.”
Schmidt: “Sport bringt Integration und Inklusion mit sich”
Zum Sport selbst hat Schmidt die Einstellung, dass er viel mehr ist als nur die Freude an der Aktivität und Bewegung: “Sport ist viel darüber hinaus. Ich selber komme ja aus dem Seniorensportbereich. Da habe ich meiner Seniorengruppe immer gesagt: ‘Wir machen Sport ein bisschen nebenbei.’ Sport bringt ganz viel mit sich. Sport bringt Integration mit sich, Sport bringt Inklusion mit sich. Sport hat einen enormen sozialen Wert, was die Gemeinschaft am Ende angeht. Da hat der Sport so viel zu bieten, wo ich für mich immer sage: ‘Sport hat so viel Vielfalt, die du nur ganz selten irgendwo anders hast.'”
Und bei den vielen Vereinen in Jena ist auch der Unisport eine wichtige Institution: “Wir haben mit dem Unisportverein eine ganz gute Zusammenarbeit. Was wir perspektivisch wieder ein bisschen mehr forcieren, ist die Zusammenarbeit mit der Uni direkt. Wo wir sagen: Wir gucken als Stadtsportbund: Was haben wir für Projekte, die wir in Richtung Uni geben können, um Studierenden gerade im Bereich Sportmanagement die Möglichkeit zu geben, sich auszuleben, erste Schritte im Bereich Sportmanagement zu machen. Wo wir sagen können: Hier können wir auch Studierenden etwas geben, um sich im Rahmen ihres Studiums noch aktiver mit dem Sport, mit Sportveranstaltungen und mit der Sportstruktur zu beschäftigen.”
Um mal einen genauen Einblick in die Arbeit des Sportbunds zu bekommen, lohnt sich ein Besuch bei der Jenaer Nacht des Sports: “Das ist auch mal die Möglichkeit, einmal im Jahr Leute zu ehren, für das, was sie im letzten Jahr vollbracht haben. Dazu bringen wir auch Leute auf die Bühne, die sich ehrenamtlich um den Sport kümmern, die sich hier ehrenamtlich engagieren. Auch da, um denen mal ‘Danke’ zu sagen. Alles in allem ist das ein bunter Abend, ein bunter Tag mit viel Sport, mit viel Ehrenamt, mit viel Dankeschön und einem tollen Rahmenprogramm. Meiner Meinung nach lohnt es sich, vorbeizukommen. Tickets gibt es online unter sportnacht-jena.de. Ansonsten, wer es nicht findet, kann sich auch gerne bei mir melden.”
Das ganze Gespräch mit Thomas Schmidt gibt es auch hier zum Nachhören: