Am 26. Mai treten die Jenaer*innen an die Wahlurnen und bestimmen für die anstehende Wahlperiode einen neuen Oberbürgermeister. Acht Kandidat*innen haben sich aufstellen lassen. Das Campusradio Jena informiert euch zu allem, was ihr über sie wissen müsst.
Thomas Nitzsche (FDP)
Thomas Nizsche von der FDP ist auch der seit 2018 amtierende Oberbürgermeister. Der in Zeulenroda geborene Nitzsche wird zum Wahlzeitpunkt 48 Jahre alt. Von 1995 bis 2007 studierte er Anglistik und Politikwissenschaft an der Friedrich-Schiller-Universität in Jena, wo er ebenfalls promovierte. 2003 wurde er erst Kreisvorsitzender der Jungen Liberalen; 2007 übernahm er dann auch den Kreisvorsitz der FDP in Jena und im Saale-Holzland-Kreis. Von 2008 bis 2018 war er zudem Fachreferent der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek in Jena.
„Ich wünsche mir natürlich vor allem, dass junge Menschen in Jena bleiben. Oder nach Jena kommen, um zu bleiben. Dafür spricht die Herzlichkeit und die Weltoffenheit, die man hier erlebt. Dazu die Chancen, die sich in einer wachsenden und prosperierenden Stadt immer wieder auftun.“ (Thomas Nitzsche, FDP Jena)
Auf seiner Website stellt sich Nitzsche als lösungsorientierter und über die Parteigrenzen hinweg engagierter Meinungsbildner vor. Als thematischer Schwerpunkt gilt eine steigende positive Außenwirkung für den Standort Jena. Neben wirtschaftlicher Attraktivität ist Nitzsche auch stetige Erweiterung von kulturellen- und Bildungsangeboten wichtig. Eine bedeutende Rolle spielt für ihn hierbei die Zusammenarbeit mit dem Saale-Holzland-Kreis, damit in Thüringen eine über die Landesgrenzen hinweg wettbewerbsfähige Region entsteht.
Jens Thomas (Die Linke)
Die Linke stellt in Bodo Ramelow den aktuellen Ministerpräsidenten für das Land Thüringen. Als Oberbürgermeisterkandidat der Partei hat sich Jens Thomas aufstellen lassen. Der 1976 in Gera geborene Stadtsvorsitzende der Linken studierte Geschichte und Politik. Dem Stadtrat gehört er schon seit zwei Jahrzehnten an; hauptberuflich ist er als Wahlkreismitarbeiter und Mitarbeiter des Linke-Bundestagsabgeordneten Ralph Lenkert tätig. Thomas beschäftigt sich vor allem mit der Haushalts- und Finanzpolitik in Jena, richtet einen Fokus auf Jena als soziale Stadt und hat auch einen Schwerpunkt bei der Bildungspolitik gesetzt. Er möchte sich dafür einsetzen, dass Jena weltoffen und solidarisch bleibt und macht klar, dass Politik bei der Kommune anfängt.
“Mein politisches Handeln wird durch den Grundsatz bestimmt, dass Stadtpolitik dem Gemeinwohl verpflichtet sein muss. Eine Stadt ist kein Konzern! Alle meine Entscheidungen richte ich an sozialer und ökologischer Nachhaltigkeit aus.” (Jens Thomas, Die Linke Jena)
Mit ihm als Oberbürgermeister soll Wohnraum bezahlbar und vor allem barrierefrei sein. Und gerade die Innenstadt stellt für Thomas einen wichtigen Raum für kulturellen Austausch, aber auch einen Erholungsort durch geplante Grünflächen und natürliche Bebauung dar.
Stephan Wydra (CDU)
Stephan Wydra, geboren in Straubing, ist 47 Jahre alt und Mediziner. Er studierte in Leipzig, arbeitete in verschiedenen Städten und war acht Jahre in leitender Funktion in einem privaten Medizinunternehmen in Jena tätig. Seit 2021 ist er Oberarzt in der Zentralklinik Bad Berka und seit 2021 Mitglied im Kreisvorstand der CDU Jena und seit 2022 im Landesvorstand der CDU Thüringen. Er kandidiert erstmals für ein öffentliches Verwaltungsamt.
„Die Antwort auf Lehrermangel und Stundenausfall darf nicht die Verwaltung des Mangels oder die Abschaffung ganzer Schulfächer sein. Bildung braucht Freiräume und Investitionen, in Jena und im Land Thüringen.“ (Stephan Wydra, CDU Jena)
Er setzt sich für die Gleichberechtigung aller Verkehrsarten ein. Wydra befürwortet Maßnahmen vom Ausbau von Fuß- und Radwegen bis hin zur Realisierung von Straßenbauprojekten und Parkraum. Außerdem plädiert er für eine zwanglose, möglichst kostengünstige Energiepolitik und ein Jena, in dem sich alle sicher fühlen. Wydra möchte sich auch weiterhin für den Erhalt vielfältiger Bildungslandschaften in Kindergärten, Schulen und Universtitäten einsetzten.
Johannes Schleußner (SPD)
Kandidat für die SPD ist Johannes Schleußner. 1989 geboren, schloss er 2017 sein Studium als Historiker ab, welchem er sich in Bayreuth, Dresden und Jena widmete. Schleußner ist Referent des evangelisch-Lutherischen Kirchenkreises für Öffentlichkeitsarbeit und Kulturmanagement und Leiter der Offenen Kirche. In den Fokus nimmt er ein erfolgreiches Zusammenspiel aus Wirtschaft und Gesellschaft und die Dringlichkeit in der entsprechenden Finanzierung von Bildung. Zudem sieht er den Ausbau von Wohnräumen und deren Bezahlbarkeit als wichtigen Grundpfeiler für ein sozial und wirtschaftliches stabiles Jena.
“Wir müssen mehr Wohnungen bauen. So einfach und doch so schwer ist die Antwort. Das erfordert Kompromisse und Zugeständnisse, aber ich halte das für dringend notwendig. Wichtig ist dabei, dass wir mit der Wiederbelebung und Stärkung des Sozialen Wohnungsbaus auch günstigen Wohnraum schaffen.” (Johannes Schleußner, SPD Jena)
Zu seinen Zielen gehören außerdem der Erhalt der starken Jenaer Wirtschaft, die Verbesserung des gesellschaftskulturellen Gefüges in der Innenstadt oder der Ausbau von Austausch und Zusammenarbeit von Stadtverwaltung und Bürger*innen. Zudem will Schleußner durch infrastrukturelle Maßnahmen im Jenaer Verkehr auf die Auswirkungen der Erderwärmung reagieren.
Kathleen Lützkendorf (Grüne)
Kathleen Lützkendorf, 46 Jahre alt und aus Querfurt in Sachsen-Anhalt stammend, lebt seit 1997 in Jena. Sie absolvierte ihr Studium der Erziehungswissenschaften in Jena und erlangte einen Master-Abschluss. Von 2004 bis 2014 arbeitete sie als Sozialarbeiterin in Jena, danach als Referentin für die Grünen-Landtagsfraktion. Seit 2019 ist sie Mitarbeiterin im Thüringer Ministerium für Migration, Justiz und Verbraucherschutz. Zusätzlich ist sie Co-Vorsitzende der bündnisgrünen Stadtratsfraktion und seit 2019 Ortsteilbürgermeisterin des Jenaer Zentrums.
„Ich möchte eine Stadt gestalten, die für alle lebenswert ist. Das bedeutet einen Fokus auf nachhaltige und zukunftsorientierte Lösungen und mehr Investitionen in Kinder, Jugend und Kultur sowie inspirierende städtische Angebote für Menschen jeden Alters.“ (Kathleen Lützkendorf)
Lützkendorfs besonderer Fokus liegt auf einem Mobilitätskonzept, dass umweltfreundliche Verkehrsmittel, wie Bus, Bahn und auch sicheres Radfahren fördert. Außerdem möchte sie Jena klimafreundlicher gestalten und in Resilienzmaßnahmen wie Hitze- und Hochwasserschutz investieren. Ebenfalls stehen eine barrierefreie Stadt und eine effektive Gesundheitsversorgung auf ihrer Agenda.
Denny Jankowski (AfD)
Der 1983 in Wolfen geborene Denny Jankowski ist Kandidat für die AfD. Bis 2010 absolvierte er ein Master-Studium der Laser- und Optotechnologien. Neben seinen politischen Tätigkeiten ist er Prozessingenieur bei JENOPTIK. Zudem ist er seit 2019 Teil des Thüringer Landtags. Gemeinsam mit seiner Partei steht er für einen selbst angestrebten politischen Wandel, durch den Jena nicht weiter eine Spielwiese für linke Klientelpolitik sein soll. Die Interessen der Bürger*innen sollen mehr in den Mittelpunkt gerückt werden. Bei der Sache des fehlenden Wohnraums in der Stadt führt die AfD auch die Unterbringung von Migranten*innen als Problem auf.
“Die Stadt muss zudem lebenswert bleiben und dazu gehören auch Rückzugsmöglichkeiten, soziale Treffpunkte und Grünoasen. Insbesondere die Kleingärtenanlagen und die Garagenkomplexe haben hierfür einen wichtigen Stellenwert.” (AfD Stadtrat Jena)
Konkret will Jankowski für ein Ende des Klimanotstandes sorgen. Wohnungsbau soll innerhalb der Stadtentwicklung die höchste Priorität genießen, aber auch dem Auto als Verkehrsmittel misst er eine hohe Reelvanz zu. Als Teil der Bildungspolitik sieht die AfD vor, den öffentlichen Personennahverkehr auf dem Schulweg für alle Schüler*innen kostenlos zu machen.
Ulf Weißleder (parteilos)
Ulf Weißleder, 54 Jahre alt, kandidiert parteilos für die Stadtratsfraktion “Bürger für Jena” bei der Oberbürgermeisterwahl. Der zweifache Familienvater wurde einstimmig als Kandidat nominiert. Weißleder ist Angestellter einer Krankenkasse und hat sich in den vergangenen Jahren als Befürworter für den Nahverkehr im Jenaer Norden profiliert. Die Wählergruppe “Bürger für Jena” ist seit 1994 im Jenaer Stadtrat vertreten und hat derzeit drei Stadträte.
Weißleder setzt sich für bezahlbaren Wohnraum, Barrierefreiheit und Teilhabemöglichkeiten ein. Hierzu will er zum Beispiel mehr altengerechte Wohnungen und öffentliche Aufenthaltsplätze schaffen, und auch Kita- und Schulplätze in Wohnortnähe fördern. Außerdem möchte er Jena für Autofahrer*innen, sowie Fahrrad- und Busfahrer*innen attraktiver machen. Ebenfalls sollen Kultur und Sport gefördert, sowie Bürokratie in der Verwaltung abgebaut werden.
Peter Gutjahr (parteilos)
Der zweite parteilose Kandidat ist Peter Gutjahr. Der 1963 in Rudolstadt geborene Einzelbewerber ist gelernter Kfz-Mechaniker und derzeit als Sales-Manager in Jena tätig. Er ließ sich erst kurz vor Ende der Frist aufstellen. Ein öffentlich einsehbares Programm zu seiner Kandidatur stellte er laut unseren aktuellen Recherchen noch nicht vor. (Stand 13.05.24)
Quellenverweise zu Vorstellungen der Kandidat*innen:
Thomas Nitzsche (FDP), Programm der FDP-Fraktion
Stephan Wydra (CDU), Programm der CDU-Fraktion
Jens Thomas (Die Linke)
Johannes Schleußner (SPD)
Kathleen Lützkendorf (Grüne)
Denny Jankowski (AfD), Programm der AfD-Fraktion
Ulf Weißenleder (parteilos)
Peter Gutjahr (parteilos)