Theaterrezension: Hofoper – Entführung aus dem Serail

Ihr habt sicher schon die Bühne im Innenhof des UHG gesehen. Es gibt auch einen Grund, warum die da steht und den AUßenbereich der Mensa so einschränkt: Die Hofoper. Es wird die Entführung aus dem Serail von Mozart gespielt und ein Hofopernspecial über die Geschichte der Comedian Harmonists. Rebecca war gestern bei der Entführung aus dem Serail und berichtet.

Mozarts Opern sind Meisterwerke, da muss man keinen Streit drüber anfangen. Aber sie sind auch meisterlich schwer umzusetzen. Deswegen war es spannend zu sehen, wie sich die Hofoper mit dem Material schlägt.

Sehr gut! Ist die Antwort. Alle – wenn nicht die meisten – Noten wurden getroffen, die Hauptdarsteller:innen überboten sich quasi in gesanglichen Kaskaden. Auffallend gut waren Daria Kalinina und Laura Richter, die Konstanze und die Blonde.

Für alle, denen die Entführung aus dem Serail fremd ist, es handelt sich hierbei um ein Singspiel in drei Aufzügen – also eine Oper in drei Akten. 

Die beiden christlichen Frauen Konstanze und Blonde wurden vom Muslim Bassa Selim gefangen genommen und sollen befreit werden von ihren Geliebten, Belmonte und Pedrillo. Dazwischen kommt ihnen der Wächter Osmin, der auch Gefühle für Blonde hegt.

Während Belmonte und Konstanze die tragischen Geliebten sind – Konstanze wird aktiv von Bassa Selim umworben und scheint sich in dieser Inszenierung am Ende auch für ihn zu entscheiden – sind Pedrillo und Blonde die klassischen Comic Reliefs, die man in Opern dieser Zeit findet. 

Uraufgeführt wurde das Werk 1782. Entsprechend ist auch die Sprache. Einige Begriffe fallen, die im 21. Jahrhundert zurecht als veraltet klingen, und auch die Sicht auf das Morgenland folgt alten Mustern. Das muss einen nicht stören, fällt aber dennoch auf.

Inszeniert wurde die Oper recht modern. Osmin und seine Wächter:innen waren militärisch gekleidet – mit Camouflage Hosen und zwei Handfeuerpistolen im Waffengürtel. Mit der Pilotenbrille verfeinert, hätte er genauso gut ein Warlord sein können.

Blonde und Pedrillo waren bunt gekleidet – ihrem Charakter entsprechend auffallend und lustig. Das Hawaiihemd von Pedrillo hätte zumindest auch auf dem Ballermann Nutzungsrelevanz. 

Konstanze ganz in schwarz und Belmonte in hellen Farben ergänzten sich also sowohl optisch als auch musikalisch. 

Zum Militärischen Auftreten Osmins passte auch die Requisite – Panzersperren und Drahtseile. 

Die Inszenierung lässt sich dadurch auch schnell in eine Richtung interpretieren. Denn wer das Ende kennt, weiß: Bassa Selim verschont das Quartett. Anstatt sie zum Tode zu verurteilen, schenkt er ihnen die Freiheit. Gewalt erzeuge nur mehr Gewalt. Ungerechtigkeit durch Wohltaten zu ersetzen, sei das größere Vergnügen. 

Es lässt sich also schnell eine Lesart für mehr Frieden auf der Welt erkennen – eine noble Nachricht. Vorausgesetzt, sie schlägt nicht in die Kerbe, die Friedenstaubenträger:innen in Bezug auf die Ukraine äußern. Das würde der Hofoper ein Geschmäckle geben, wie man so schön sagt. 

Sehr lobenswert ist die Leistung von Universitätschor und der Akademischen Orchestervereinigung der Uni Jena. 

Die Hofoper 2023 – Entführung aus dem Serail von Mozart – war nahezu meisterlich musiziert und hatte eine Inszenierung, die zum Nachdenken anregt. Die Location UHG-Innenhof gab allem eine akademisch-mystische Aura – also genau richtig für alles Mozart’sche.