CRJ Informiert: Que(e)rsummen

Der Juni ist Pridemonth. Es geht darum, Awareness für verschiedenste Mitglieder und Anteile der queeren Community zu schaffen. In diesem Beitrag wird vor allem geklärt: Wie viele sind denn eigentlich Teil der queeren Community, und wie sieht ihre rechtliche Lage weltweit aus?

Was soll Queersein im Jahre 2023 heißen? Dieser Frage wollen wir uns heute ganz wissenschaftlich durch einige Zahlen, Daten und Fakten nähern.

Eine Studie über den Anteil an LGBT-Menschen in unterschiedlichen europäischen Ländern gab es lange nicht. 2016 wurde mit der Dalia-Studie jedoch die erste europaweite, repräsentative Studie zu diesem Thema durchgeführt. Die Studie ermittelte, welchen Anteil lesbische, schwule, bisexuelle und transgender Menschen innerhalb der Bevölkerung ausmachen. Deutschland landete dabei auf Platz 1 – mit rund 7,5% LGBT-Anteil innerhalb der Bevölkerung. Spanien und England standen auch auf dem Treppchen, Ungarn hingegen bildete das Schlusslicht.

Zu ähnlichen Ergebnissen für Deutschland kommt auch die Statistikwebsite Statista. Aus ihrer User Insights – also Einblicke über die Nutzer_innen-Profile – geht hervor, dass sich besonders über die Generationen hinweg das Bild verändert. Unter den Boomern identifizieren sich knapp 2% der Statista-User_innen als bi- oder homosexuell. Bei der Generation Z andererseits sind es rund 11%, die sich als homo-, bi-, pan- oder asexuell identifizieren.

Zusammen mit den Bevölkerungsanteilen, kann auch betrachtet werden, wie tolerant eine Landesbevölkerung gegenüber queeren Menschen ist. Laut der diesjährigen Auswertung von Rainbow Europe liegt Deutschland dabei auf Platz 15 von 49, wenn es um die Queerfreundlichkeit geht.

Teil der Queerfreundlichkeit ist auch die rechtliche Anerkennung und Möglichkeit zur Eheschließung. Laut dem Lesben- und Schwulenverband Deutschlands, kurz LSVD, sieht die Lage weltweit wie folgt aus:

In Europa haben 18 Nationalstaaten die gleichgeschlechtliche Ehe eingeführt. 2024 will sich Estland dieser Liste anschließen. In der Ukraine wird versucht, das Recht einzuklagen. Außerhalb Europas haben 15 weitere Staaten die Ehe für alle eingeführt. Diese Staaten sind verteilt auf Nord- und Südamerika sowie Ozeanien. Aus Asien hat momentan nur Taiwan die Ehe für alle eingeführt, Thailand will 2023 folgen. Afrikanische Staaten sind nicht dabei.

Es gibt auch andere Formen rechtlicher Anerkennung, wie beispielsweise eingetragene Lebenspartnerschaften. Diese geben homosexuellen Ehepaaren nicht dieselben Rechte wie heterosexuellen Paaren. Die Beziehung wird jedoch zumindest anerkannt und ein Teil der Eherechte sind nun möglich.

Vermehrt in Osteuropa ist bei EU-Mitgliedländern aber weder eine gleichgeschlechtliche Ehe noch eine eingetragene Lebenspartnerschaft möglich.

2020 kommt der weltweite Verein ILGA WORLD auf insgesamt 34 Staaten, die die gleichgeschlechtliche Ehe legalisiert haben. In hingegen 66 Staaten wird Homosexualität strafrechtlich verfolgt, in 12 dieser Staaten droht die Todesstrafe. In 34 UN-Mitgliedsstaaten sind laut der ILGA während der letzten Jahre zu beobachten, dass die Kriminalisierung von Homosexuellen aktiv verfolgt wird.

Trotz dessen, dass sich rechtlich einiges zugunsten zumindest gleichgeschlechtlicher Paare verändert und rund 7% aller Deutschen sich als queer bezeichnen, lässt ein Blick auf die aktuellen Kriminalstatistiken eher andere Schlüsse zu. Hassverbrechen aufgrund von geschlechtlicher und/oder sexueller Identität sind 2022 im Vergleich zum Vorjahr um rund 67% gestiegen, insgesamt 136 mehr als 2021. Auch, wenn es um Hassverbrechen aufgrund der sexuellen Orientierung geht, hat die Zahl deutlich zugenommen.

Die Dunkelziffer liegt aber wahrscheinlich wesentlich höher. Aufschluss gibt eine 2020 veröffentliche Umfrage der EU-Grundrechteagentur. Nur 13% der deutschen LGBTIQ+-Befragten gaben an, zur Polizei gegangen zu sein, wenn sie Opfer von physischer oder sexualisierter Gewalt gewesen sind. Der europaweite Durchschnitt liegt bei 14%. Rund 500 Deutsche gaben dabei an, deshalb keine Anzeige eingereicht zu haben, weil sie Angst vor einer homo- oder transphoben Reaktion der Polizist_innen hatten.

Queerness im Jahre 2023 bedeutet also, dass die geographische Lage stark einschränkt, wie sehr Queerness überhaupt ausgelebt werden. Gleichzeitig lässt sich auch erkennen: Selbst in Deutschland ist es noch ein langer Weg, bis die Toleranz gegenüber queeren Menschen wirklich in der Mitte der Gesellschaft angekommen ist.

Falls ihr mehr über Diskriminierung allgemein erfahren möchtet oder bereits selbst Erfahrungen damit gemacht habt, könnt ihr auf der Website der Antidiskriminierungsstelle des Bundes vorbeischauen. Auch die Universität Jena hat ein Diversitäts-Büro, an das ihr euch gerne bei Bedarf wenden könnt!

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