On Tour: “Trauma23” – die neue Sonderausstellung im Haus der Weimarer Republik

Seit Samstag, 6. Mai gibt es eine neue Sonderausstellung im Haus der Weimarer Republik – Trauma23 heißt die und unsere Eule Rebecca war bei der Presseführung dabei.

“Zum Schluss waren es Millionen, Milliarden, Billionen, Trillionen! Summen, die man sich eigentlich nicht vorstellen kann”

Prof. Dr. Michael Dreyer, Vorstand “Weimarer Republik e.V.”

Wenn ein Ei 320 Millionen kostet – dann ist Geld nichts mehr wert. Inflation nennt sich das. Ein Phänomen, das uns im Jahr 2023 bestens bekannt ist. Vor 100 Jahren aber, gab es eine Hyperinflation – in Deutschlands erster Demokratie, der Weimarer Republik. Eine Sonderausstellung im Haus der Weimarer Republik in Weimar befasst sich damit. Der Titel: Trauma23.

“Trauma 23 bezeichnet die größte deutsche Währungskatastrophe vor 100 Jahren, die langfristige Folgen hatte. Die 19 wurde bewusst weggelassen, weil man 100 Jahre später neue Höchststände der Inflation hat. Die Ausstellung zeigt aber auch: Die heutige Inflation unterscheidet sich von der in 1923.”

Marcel Böhles, Kurator der Ausstellung “Trauma23 – Deutschlands Hyperinflation vor 100 Jahren”

Sagt Marcel Böhles, Kurator der Ausstellung.

Die Sonderausstellung zu Inflation bringt die Eröffnung des Anbaus mit sich. Gerade fertiggestellt, ist dieser ergänzend zur Hauptausstellung gedacht. War zunächst eine Ausstellung zu den beiden Präsidenten der Weimarer Republik geplant, machte das 100jährige Jubiläum der Hyperinflation die Entscheidung einfach. Marcel Böhles nochmal.

“Dass das Thema so eine ungeahnte Aktualität haben würde, war nicht klar, es ist aber die größte Krise der Weimarer mit langen Folgen. Die Deutschen reagieren heute noch deswegen so auf Inflationen, es ist quasi in der DNA verankert. Das sind die Bezüge zum hier und jetzt.”

Marcel Böhles, Kurator der Ausstellung “Trauma23 – Deutschlands Hyperinflation vor 100 Jahren”

Ziel sei es, die Hyperinflation greifbar zu machen. Durch Alltagsgegenstände wie Zeitungen oder Lebensmittel. Aber auch die Wurzeln der Inflation sollen deutlich werden. Die liegen im ersten Weltkrieg, durch Drucken und Leihen von Geld für Kriegskosten. Die Idee der deutschen Führung: Die Verlierer – also die anderen – sollten diese Kosten übernehmen. Ein verlorener Weltkrieg machte diese Pläne zunichte.

“Die Lehre ist, fangt keinen Weltkrieg an – schon gar nicht einen den man verliert. Es steht am Anfang einer solchen Inflation immer eine katastrophal schlechte Politik der Regierung.”

Prof. Dr. Michael Dreyer, Vorstand “Weimarer Republik e.V.”

Sagt Prof. Dr. Michael Dreyer, Vorsitzender des Vereins hinter dem Museum. Der Politikwissenschaftler lehrt an der Uni Jena.

Nicht nur Inflation damals wird in der Ausstellung betrachtet. Auch aktuelle Beispiele werden aufgezeigt, wie die Türkei oder Simbabwe. Besucher:innen sollen lernen, was eine Inflation ist, welche Probleme sie mit sich bringt, aber auch welche Unterschiede es geben kann. So unterscheide sich die Inflation heute stark von der Hyperinflation der Weimarer Republik. Prof. Dreyer nochmal.

“Was wir heute haben, ist ein Bruchteil der Inflation, zum Teil täglich die preise nach oben. Wo Geld nichts mehr wert war. Das gibt es heute auch, aber im Vergleich zu damals ist unser Problem nur ein Bruchteil davon.”

Prof. Dr. Michael Dreyer, Vorstand “Weimarer Republik e.V.”

Die Sonderausstellung Trauma23 im Haus der Weimarer Republik nimmt die größte Krise der jungen Demokratie in den Fokus und stellt dabei aber Bezüge zu heute her, die das Thema Inflation noch einmal neu aufrollen.