In vielen Formen der Kunst, so ist die allgemeine Annahme, verarbeiten die jeweiligen Künstler:innen ihre Eindrücke aus dem Alltag und die Gedanken, die ihnen im Kopf umherschwirren. Da hat ein Krankenpfleger, der in der Psychiatrie arbeitet, bestimmt einiges mit und durch Musik (mit-)zu teilen. Ob das der Fall ist, erzählt euch unsere Musik-Obereule Viki in unserer CD der Woche!

Siggi ist Sänger, Songschreiber und Krankenpfleger. Er arbeitet in einer Psychiatrie, außerdem schreibt er Musik über das Dorfleben, toxische Männlichkeit, seinen beruflichen Alltag, Sehnsucht, Sucht, und mehr. Sein Sound bewegt sich im Indie-Pop mit Rap- und Punk-Elementen umher und worüber er singt, das kommt an.

Siggi hat ein Gespür für zwischenmenschliche Schwingungen, seine ureigenen Sehnsüchte und die Bedürfnisse seines jeweiligen Gegenübers. All das ist kein Zufall, denn er arbeitet neben der Musik nach wie vor als Krankenpfleger in einer psychiatrischen Einrichtung. Vielleicht ist das der Grund, warum sich Siggi den Dingen – den lauten und leisen Momenten des Alltags – in seiner Kunst genau deshalb so behutsam und ungezwungen, so bescheiden und doch so bestimmt nähert.

Anfang Juni eröffnete Siggi mit „Lieber wieder leise” für Herbert Grönemeyer zwei Shows. Die Produktion erinnert an Künstler:innen wie Bon Iver, mit elektronischen, aber auch akustischen Elementen. Gesamplete Sprachnachrichten und ein Synthie gebaut aus Siggis Stimme sind ebenso Teil der Produktion wie Liveinstrumente und eine nicht klassische Popsongstruktur. Schon unlängst hat Siggi Applaus von Casper bekommen. Bei einzelnen Tour-Stops hat er bereits Jeremias, Lena&Linus, Blumengarten und Philipp Dittberner begleiten können. Dieses Jahr erwarten ihn noch ein Auftritt auf dem Reeperbahnfestival in Hamburg und weitere Momente als Support-Acts.

Pünktlich vor dem Reeperbahnfestival veröffentlichte er dabei seine neue EP “wovon träumst du eigentlich”. Seine Musen findet Siggi in lauwarmen Nächten zwischen Lagerfeuer, Gitarre, Billigbier und Sportzigaretten. Etwas, was sich in einem Dorf – wo Siggi bis heute noch lebt – auch gut finden lässt. Um das Dorfleben dreht sich dabei auch sein Track “Kaff”, eine Hymne an das Leben auf dem Land. Ein ganz anderes Thema behandelt “Halt dein Maul”. Der Song setzt sich mit toxischer Männlichkeit auseinander. Die restlichen vier Lieder haben wohl eines der menschlichsten Themen im Vordergrund: Die Liebe. “Nur Nachts” hat thematisch ein paar Parallelen zu Berqs “Rote Flaggen”, doch der Sound von Siggi ist unverkennbar und macht auch den Track zu einem Meisterstück. Insgesamt zeichnet sich die EP durch feinfühlige Lyrics aus, die in lebhafte Rhythmen eingehüllt sind.

Mit der einzigartigen Kombination aus ernsten Themen, Emotionen und eindrücklichen Melodien ist für uns Siggi mit seiner EP “wovon träumst du eigentlich” ganz klar unsere Campusradio Jena CD der Woche!

 

 

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