Die Auseinandersetzung und Verarbeitung von ernsten Themen mithilfe der Musik ist schon seit langer Zeit ein Staple des Mediums. Was passiert aber, wenn man unter die Haut gehende Aspekte des Lebens mit einer ordentliche Prise Ironie und Witz präsentiert? Eine Antwort darauf liefert das neue Album “Ich träum doch nur von Liebe” von dem Indie-Trio “Blond”.

Einen Bandnamen auszuwählen ist meist ein schwieriges Unterfangen. Es soll der perfekte Mix aus Einprägsamkeit, Coolnes und Zeitlosigkeit sein. Einfacher gesagt als getan. Wie gut das alle Mitglieder zum Gründungszeitpunkt strohblond sind und recht schnell auf einen simplen Namen kommen: “Blond”

Wir schreiben das Jahr 2011. Unser Schauplatz ist Chemnitz, ein oft übersehenes Kulturnest im Osten Deutschlands. Die Schwestern Nina und Lotta Kummer tun sich mit ihrem Kindheitsfreund Johann Bonitz zusammen, um bei seiner Jugendweihe als Band zu performen. Es ist ein kleiner Anfang der Jugendlichen aus Musikerfamilien, der einen ordentlichen Schneeballeffekt nach sich zieht. Stetig gewinnen sie an Aufmerksamkeit mit Auftritten in der lokalen Szene. Mit dem Debut ihrer EP “Blond” in 2016 folgt dann der Popularitätssprung. Die Gruppe – jetzt überregional bekannt – sammelt Erfahrung als Vorband bei größeren Acts wie “AnnenMayKantereit”  und “Von Wegen Lisbeth”. 2020 und der Einzug der Corona-Pandemie markiert einen interessanten Punkt in der Geschichte von Blond. Das Canceln von Konzerten bringt die Mitglieder auf die Idee, ihre Kreativität in neue Richtungen fließen zu lassen. Neben dem Debütalbum “Martini Sprite” wird im gleichen Jahr noch ein eigenes Label und ein Podcast ins Leben gerufen.

“Ich träum doch nur von Liebe” ist das dritte Album des Chemnitzer Trios. Liebevoll als “Chemnitz Glam” beschrieben bringt auch diese Veröffentlichung ironische Verspieltheit durchsetzt mit ehrlicher Bitterkeit mit. Optimistisches Empowerment und progressive Gesinnungen treffen in Liedern auf die Realität, dass sich das Rausschlüpfen aus langwährenden Normen in dem Chaos der modernen Welt nicht als einfach erweist. Female Rage findet ihre Form in dem Beklauen von Supermarktkonzernen in dem Song “SB-Kassen Lover”, eine technogeprägte Hymne auf die “Inflationsausgleichkassen”. “Bare Minimum” ist einer der wenigen Songs in dem Bandarsenal, in dem der eigentliche Instrumentalist Johann Bonitz alleine singt. Es symbolisiert wie das absolut Mindeste an Anstrengung durch ein toxisches Männerbild als überragend dargestellt wird – zumindest bei Männern. Das Humor nicht bei allem angewendet werden muss, zeigt “Blond” gekonnt in dem Song “Fliederbusch”. Hier wird wird nicht satirisch die Gesellschaft übern Tisch gezogen, sondern ehrlich von der Enttäuschung über gebrochene Versprochen gesungen, voller Emotionen. Ein herausstechender Punkt von Ernsthaftigkeit auf einem sonst ironischen und mit Augenzwinkern durchsetzten Album.

Ein Zusammenprall von glamouröser Verspieltheit und ungeschöntem Herzschmerz – das ist “Blond” mit ihrem neuen Werk “Ich träum doch nur von Liebe” – definitiv das Campusradio Jena Album der Woche.