Kristofer Krause ist Basketballer und seit dem Sommer bei Science City Jena aktiv. Im Gespräch mit dem Campusradio Jena verrät der gebürtige Erfurter, wie es ihn zurück nach Jena verschlagen hat, weshalb er unbedingt in die erste Liga aufsteigen will und was seinen Verein so besonders macht.

Kristofer Krause ist mit seinen 24 Jahren schon echter Profi. Zu Saisonbeginn entschied er sich für ein nächstes Kapitel in Jena. Mit großer Überzeugung und einem Plan: “Also ich hatte im Sommer mehrere Gespräche mit vielen unterschiedlichen Teams. Und im Endeffekt geht es darum für mich, wie ich meine Karriere am besten in die BBL bekomme. Mit der Vision, die mir Björn in dem Moment rübergebracht hat, und wie er es rübergebracht hat und welche Rolle er für mich vorgesehen hatte, war das Logischste und was am plausibelsten war. Und auch die beste Option für mich, mit einem Verein in die BBL aufzusteigen und mich dann in der ersten Liga etablieren zu können.”

Geboren in Erfurt, durchlief er in Thüringen mehrere Jugendstationen. Doch um durchstarten zu können, brauchte er neue Einflüsse. Einen Durchbruch in seiner Heimat hatte er nicht unbedingt auf dem Zettel: “Ich weiß gar nicht, ob ich darüber nachgedacht hatte. Ich glaube, für mich war es wichtig, mal hier wegzukommen und diesen Abstand auch mal zu zuhause zu haben. Deswegen glaube ich: Die Zeit habe ich gebraucht. Und jetzt war auch der richtige Zeitpunkt, um zurückzukommen. Ich war fünf Jahre weg und ich denke, Jena ist dann auch darauf gekommen: ‘Okay, der kann ganz gut Basketball spielen und passt ganz gut ins Schema rein.’ Und dann mit einer ganz anderen Wertschätzung und Rolle hierher zurückzukommen, als es wahrscheinlich gewesen wäre, wäre ich hier geblieben.”

Als Tabellenführer dominiert das Team von Trainer Björn Harmsen die Liga. Das war vor der Saison zumindest Idee, aber noch keine Erwartung: “Erwartet ist glaube ich schwierig. Es war denke ich auf jeden Fall unser Ziel. Bei uns ist es eigentlich immer von Woche zu Woche. Björn ist glaube ich ganz gut darin, klarzumachen, dass jedes Spiel wichtig ist, egal, ob du gegen den Zweiten oder den Letzten spielst.”

Krauses Markenzeichen: “Emotionalität und Defense”

Bei seinen Stationen in Ulm und Vechta bekam er als junger Spieler nicht nur eine Perspektive aufgezeigt, sondern konnte erste Erfahrungen bei den absoluten Profis sammeln: “Das war extrem. Einfach viele Einflüsse, mit vielen Leuten, die man eigentlich nur aus dem Fernsehen kannte. Irgendwie interagiert mit NBA-Prospects. Dann eigentlich nur im Training darauf angewiesen: ‘Geh’ ihm auf die Eier. Nimm ihm das weg, was er gut kann und das ist deine Aufgabe.’ Also sehr nischig eingesetzt, aber man lernt das Business kennen. Man lernt: Was wollen Coaches auf dem höchsten Level in Deutschland sehen? Was ist denen wichtig? Wie ticken die Spieler auf dem höchsten Level, wie ticken die Spieler, die aus der NBA kommen, aus anderen Top-Ligen? Das war extrem wichtig. Für mich war es das erste Mal, dass man so wirklich dieses Business “Basketball” kennengelernt hat.”

Als athletischer Spieler musste sich Krause in seiner Entwicklung eher viele offensive Skills aneignen. Doch sein großer Trainingseifer und Fleiß haben sich zuletzt immer mehr ausgezahlt: “Ich denke, dazu habe ich mich langsam schon entwickelt, dass man nicht sagen kann: ‘Okay, wir helfen von Krissi weg, weil der kriegt gar nix gebacken. Ich glaube, da bin ich in den zwei Jahren in Hagen auf jeden Fall extrem gewachsen, dass man mich offensiv auch auf dem Zettel hat. Natürlich ist mein Markenzeichen glaube ich, die Emotionalität und die Defense. Das kann auch gerne so bleiben, aber es soll nicht sein, dass ich einfach nur dafür eingesetzt werde.”

In der Sparkassen-Arena fühlt sich Kristofer Krause richtig wohl

Dass er mittlerweile Woche für Woche in tobenden Hallen und vor tausenden Fans spielt, ist für den 24-Jährigen nichts Neues mehr, aber immer eine große Motivation: “Umso öfter man es macht, umso stärker blendet man es eigentlich aus. Also nicht, dass es nicht auffällt oder dass man es nicht mitbekommt. Aber man macht sein Spiel unabhängiger von den Außenfaktoren. Es ist extrem gut, wenn es gut läuft und du hast die Halle im Rücken. Aber es ist auch extrem geil, wenn es gut läuft und die Leute hassen dich und deswegen schreien sie rum.”

In den vergangenen Wochen verpasste Krause einige Spiele aufgrund einer Schulterblessur. Dass das nicht nur weh tut, sondern auch Auswirkungen auf die Zukunft haben könnte, ist ihm bewusst. Nebenbei studiert er und realisiert immer wieder, dass ihn der Basketball nicht den gesamten Lebenshaushalt finanzieren wird: “Verletzungen sind dann auch immer mal so ein Reality-Check, wo man merkt: Okay, das kann echt schnell vorbei sein. Bisher steht man noch ohne irgendetwas da. Und es wäre ja ganz gut, mal etwas zu haben, was einem auch so die Sicherheit gibt, falls wirklich der Worst Case eintreten würde, dass man abgesichert ist. Nicht nur für sich selbst, sondern auch für die Leute um sich herum.

Gelebte Kultur bei Science City Jena: “Hauptsache, du gibst das, was du heute geben kannst”

Als Spieler in der 2. Bundesliga sieht er das generelle Gehaltsgefüge dabei aber als sehr fair an: “Es ist natürlich auch immer abhängig davon, in welchem Klub du spielst. Aber hier in Jena kann sich, glaube ich, keiner beklagen, dass er Hunger leiden muss oder sonst irgendetwas. Wir sind echt sehr privilegiert, was das angeht. Weil wir uns auch um wenig finanzielle Sachen kümmern müssen, uns viele Sachen abgenommen werden, was natürlich auch gleichzeitig ein bisschen die Vorbereitung für das Leben danach nimmt. Aber ich kann mich absolut nicht beklagen über dieses Basketballer-Leben.”

Die Mannschaft besticht durch Erfahrung, Ehrgeiz und Talent. Im Klub zählt aber vor allem ein Erfolgsrezept: “Es ist klar, dass nicht jeder perfekt sein kann. Wenn alles fehlt, dann muss die Energie da sein. Du musst die Plays können. Du musst einfach dein Bestes versuchen. Und wenn es nicht dein Tag ist, ist es auch okay. Aber du musst versuchen, aus diesem Tag, aus diesen Prozenten, die du gerade hast, das Maximum herauszuholen. Und diese Kultur wird hier geschaffen: Es ist scheißegal, wie viel du heute geben kannst. Hauptsache, du gibst das, was du heute geben kannst. Sobald du das geben kannst, hast du meistens diesen prozentualen Vorteil gegenüber anderen Teams, weil wir aus uns selber mehr herausholen als andere Teams in den Momenten.”

Bei Science City Jena entsteht aktuell auf jeden Fall etwas. Dabei will Krause seinen Anteil haben und sich sowie die Mannschaft am Ende der Saison belohnen: “Ich bin hier, um den Weg längerfristig hier zu gehen. Und ich habe Bock drauf. Und vor allem habe ich Bock, das in einer Liga höher zu machen. Und ich denke, keiner von uns lässt nach, bis wir nicht das erreicht haben.”

Das ganze Gespräch mit Kristofer Krause gibt es auch hier zum Nachhören: