CD der Woche: The Strokes – The New Abnormal

Back to the roots oder doch etwas Neues? Mit The New Abnormal haben die amerikanischen Indie-Rock Legenden The Strokes einfach mal beides gemacht. Ihr neues Album erschien am 10. April und ist nach 7 Jahren ohne neuen Release das sechste Studio-Album der Band. In der langen Zeit ohne neue Alben waren die Bandmitglieder jedoch nicht untätig, sondern brachten Solo-Projekte und Musik mit anderen Bands raus, die es sich zu hören lohnt. Die neuen Tracks auf “The New Abnormal” reichen von altbekanntem Indie-Rock bis hin zu Disco-Musik im 80s Style, die jedoch stark danach klingen, als hätte man sie schon anderswo gehört. Die Strokes sind erwachsen geworden und somit ist deren Sound viel „korrekter“ und exakter.

Die besondere Stärke des Albums liegt in Julian Casablancas‘ wandelbarer Stimme, die von Falsett bis hin zu fast geschrienen Gesangsmelodien reicht und eingängige Melodien mit Ohrwurm-Faktor darreicht. Auch ein Blick auf das Cover lohnt sich: Hier wurde das Bild Bird on Money vom amerikanischem Künstler Jean-Michel Basquiat aus dem Jahr 1981 verwendet, welches genauso experimentierfreudig wie die neue Musik der Band ist.

Der Opener The Adults Are Talking ist ein besonders „strokiges“ Lied, bei dem vor allem Casablancas sein gesangliches Können unter Beweis stellt. Besonders die Tracks Eternal Summer, als auch Brooklyn Bridge To Chorus klingen sehr danach, als ob es die Melodie schon einmal anderswo gegeben hat. Der Gesang und die Synthies im Chorus von Eternal Summer erinnern stark an Pink Floyds The Wall. Beide Songs hören sich vor allem durch die Synthesizer sehr nach 80er Jahre sound an, was die Strokes mit einem kleinen Augenzwinkern in den Lyrics kommentieren: „And the 80s bands? Oh where did they go? Can we switch into the chorus right now?”, woraufhin das Lied in den Chorus übergeht. Auch die Lyrics von At The Door durchbrechen auf ironische Weise die musikalische Vierte Wand, da hier gesungen wird „struck me like a chord“, woraufhin ein Akkord gespielt wird.

Doch es sind nicht nur experimentellere Disko-Lieder, sondern auch nostalgische Teenie-Songs wie Selfless, Bad Decisions und Ode To The Mets auf dem Album zu finden. Allerdings wird der Begriff Teenie-Songs diesen Liedern nicht vollständig gerecht, da sie mit einer erfrischenden Tiefe und Reife betrachtet werden. Dass die Bandmitglieder mittlerweile um die 40 sind, trägt dazu bei, dass sie einen melancholischen und tiefgründigen Blick auf die vergangene Jugend zu darstellen.

Bildquellen: Presskit und https://www.youtube.com/watch?v=5AZttI0KtFg

Der letzte Track des Albums Ode To Mets hat, wie der Name schon vermuten lässt, etwas hymnenhaftes. Der teilweise geschriehene Gesang fügt dem Lied eine tiefgreifende, traurige Ebene hinzu und eignet sich gut als Abschluss- aber auch Abschieds-Lied.

Auch der legendäre Producer Rick Rubin hat beachtliche Arbeit geleistet, indem er das Album Strokes-adäquat produziert hat, um deren Musikalität bestmöglich abzubilden Außerdem lohnt es sich, die Musikvideos zu Bad Decisions und At The Door anzuschauen. Sie sind sehr sehenswert und geben der Musik einen neuen Blickwinkel.

The New Abnormal ist in genau dem richtigen Verhältnis New und Abnormal, vergisst aber zur gleichen Zeit seine Wurzeln nicht. Deswegen ist es sowohl für alteingesessene Fans, als auch für Leute, die sie vorher noch nicht gehört haben, empfehlenswert.