Der Ausreißer der Woche: Tom Misch – Geography

Was heißt es ein Künstler zu sein?

Diese Frage beantwortet Roy Hargrove in einem eingesprochenen Sample zu Beginn des ersten Tracks. „Before Paris“ leitet in das erste Studioalbum Geography von Tom Misch ein und bringt dem Hörer nahe, warum man eigentlich Kunst macht.

Kunst, in diesem Fall Musik für Misch und Co., sollte wie der Kaffee am Morgen sein. Sie sollte wie die Luft sein, die man atmet. Die Tatsache, dass man möglicherweise damit kein oder wenig Geld verdient, sollte außerdem keinen Unterschied an der Liebe zur Musik selbst machen. Wenn dahinter Leidenschaft steckt, erschafft und spielt man Musik ganz gleich in welcher Situation man sich befindet.

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Auf den tiefgründigen Einstieg folgt ein upbeat und gute Laune Song, den man leicht als Liebeslied interpretieren könnte. „Ich weiß, dass ich dich jetzt brauche […] ich hoffe du bist sicher aufgehoben“ singt er direkt zu Beginn des Liedes. Dabei handelt es sich jedoch nicht um eine Frau die Misch während einer wilden Partynacht kennengelernt und aus den Augen verloren hat, sondern um seine Festplatte, die er in Paris verloren hat, mit womöglich wichtigem Material, um neue Songs zu produzieren. Doch wie ein Profi in seinem Element, wandelte Misch seine missliche Lage um, in dem er daraus einfach einen Song zaubert.

Ähnlich wie in dem ersten Song des Albums, beginnt der Song „Movie“ mit einem eingesprochenen Monolog. Dieser wurde von Misch’s Schwester Polly eingesprochen. Sie schildert eine dramatische Abschiedsszene an einem Bahnhof. Als Hörer fühlt man sich direkt in einen schwarz-weiß Film versetzt. Die passenden Hintergrundgeräusche verstärken das Bild einer Dame, die sich schweren Herzens von ihrem Geliebten verabschiedet. Der Monolog sorgt für die Grundstimmung der Ballade im Anschluss. Es scheint fast so als würde er das singen und aussprechen was die Dame ihren Geliebten nicht sagen konnte.

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Schon früh fing Misch an eigene Beats zu produzieren und sie auf Soundcloud zu veröffentlichen. Eigene Beats ziehen sich auch durch sein ganzes Album, doch in dem Song „Disco Yes“ scheinen sie besonders hervorzustechen. Wie der Titel bereits verrät, infiziert er einen mit dem Disco-Fieber der 70er und motiviert einfach nur zum Tanzen.

Es ist beeindruckend was Tom Misch als erstes Studioalbum hingelegt hat. Er hat die Messlatte für sich selbst sehr hochgelegt mit features wie Loyle Carner oder De La Soul. Allein die Tatsache, dass solche Legenden bereit sind mit Misch an seinem ersten Album zusammenzuarbeiten zeigt, dass in ihm sehr viel Potenzial steckt. Man darf gespannt sein, was man als nächstes von ihm zu hören bekommt. Zuletzt hat er zusammen mit Michael Kiwanuka die Single „Money“ veröffentlicht. Doch egal wie sich seine Karriere entwickelt. Wir können sicher davon ausgehen, dass Misch immer Musik machen wird, denn das macht einen wahren Künstler aus.

Wer jetzt Bock auf mehr von Tom Misch bekommen hat kann sich freuen, denn am 24. April erscheint sein neues Album What Kinda Music.