Die CD der Woche: Horse Jumper Of Love – So Divine

Philosophischer Rock? Das hätte Kant und co. sicher gut gefallen. Da die alten Eisen der Szene uns leider nicht mehr mit neuen Denkanstößen versorgen können, versucht es die Bostoner Band Horse Jumper Of Love gleich mal auf die musikalische Weise: mit ihrem zweiten Studioalbum So Divine. Lasst euch einhüllen in die zähflüssigen Melodien des Slow-Rock-Trios.

Wären Kant, Wittgenstein und Sartre noch am Leben, hätten wir da einen Geheimtipp für sie. Philosophischer Indie-Rock, der sich wie zähflüssiger Honig im Raum verteilt und sich wie eine Rauchwolke der Zigarette hypnotisch über einen legt. Texter und Frontmann Dimitri Giannopoulos war in frühen Jahren der Meinung “nichts sei real”. Die sanften, leisen Gesänge, das melancholische Klimpern der Gitarre und die baufällige Produktion bringen dieses Außerweltliche, was So Divine in sich trägt, besonders zum Vorschein. Schlagzeuger Jamie Vadala-Doran und Bassist John Margaris unterstützen Giannopoulos mit ihren schleichenden, sich ziehenden Tönen in der Dynamik. „So Divine“ vermischt Emotionen, politische Statements und philosophischen Fragen. Das Album lädt dazu ein, sich Zeit für die Songs zu nehmen. Die Lyrics des Slow Rock Trios greifen die Erinnerungen auf, die für uns nur noch leere Hüllen sind, weil wir sie schon wieder fast vergessen haben. Dazu kommen die alltäglichen Momente, die von Nostalgie und Sentimentalität geprägt sind. Diese Erfahrungen verarbeitet die Band in ihren Songs und lässt uns Interpretationsfreiraum wie auch diesen, unsere Gedanken individuell auf die Lieder zu übertragen, wie es bei “Ur Real Life Dress” der Fall ist. 2016 versuchten Horse Jumper Of Love mit ihrem ersten Studio-Album, welches aber gemischte Resonanzen erhielt. Mittlerweile hat sich die Band bereits in der Bostoner House-Show-Szene einen Namen gemacht. Ein großer Durchbruch, da die Szene bekannt dafür ist, einfallsreichen Folk und feindseligen Hardcore zu mögen. Kein Wunder jedoch im Hinblick auf ihr musikalisches Talent, die Band schafft es, intime, hypnotisierende Wärme durch Dynamiken herzustellen. Abwechselnd, aber unregelmäßig werden Beats immer wieder beschleunigt, um dann in ein Rauschen überzugehen. Die Harmonien zwischen Schlagzeug, Gitarre, Bass und der Stimme Giannopoulos lenken von der Schlichtheit ab, die den Songs eigentlich innewohnt. Auch die Anordnung der Songs führt den Hörer zuerst langsam an die Songs heran, um an die Intensität des Mittelteils heranzuführen, der sich zäh und langsam, aber dennoch geschmeidig wie Sirup durchzieht.

Bildquelle: Pressematerial