Eine Band die klein anfing und jetzt über 2 Mio. monatliche Hörer:innen hat, das klingt nach vielen Bands. Doch Kraftklub ist nicht wie viele Bands. Was ihr alles über Kraftklub und ihr neues Album wissen müsst, dass hat Eule Flo für euch recherchiert.
Es ist Mai 2025 in Chemnitz. Ein großes Display mit einem Countdown und dem Schriftzug: “Sterben in Karl-Marx-Stadt“ hängt über dem Theaterplatz. Darüber ein Kreuz. Nach ein paar Tagen wird das Kreuz zu dem „T“ in Kraftklub. Alle Kraftklubfans warten gespannt auf das Ablaufen des Countdowns. Am 28.05. ist es so weit. Tausende Kraftklubfans versammeln sich auf dem Platz und beobachten gespannt, wie der Countdown abläuft. Um 21:15 dann die große Überraschung: Kraftklub gibt ein Konzert. Und nicht nur das, sie kündigen auch das Release Datum ihres neuen Albums an. Den 28.11.2025.
Für alle, die Kraftklub noch nicht kennen, hier ein paar Fakten zur Band:
Kraftklub ist eine fünfköpfige Band aus Chemnitz. Sänger Felix Kummer und Bassist Till Kummer sind Brüder. Komplettiert wird die Band durch Karl Schumann an der Gitarre, Steffen Thiede am Keyboard und Max Marschk am Schlagzeug. Ihren ersten gemeinsamen Auftritt hatten sie 2009, damals noch unter dem Namen Neon Blocks. Eigentlich sollten sie an diesem Abend lediglich den Rapper Bernd Bass (alias Felix Brummer alias Felix Kummer) unterstützen. Doch nach dem Auftritt beschlossen sie, dauerhaft zusammenzuarbeiten, gründeten Kraftklub und veröffentlichten im Februar 2010 ihre erste EP „Adonis Maximus“.
Mit ihrem Debütalbum „Mit K“ gelang ihnen 2012 der große Durchbruch: Sie erreichten damit im März Platz 1 der deutschen Albumcharts. Auch alle folgenden Alben landeten auf Platz 1 – ein Erfolg, der Kraftklub fest in der deutschen Musiklandschaft verankerte.
Doch Kraftklub sind nicht nur für ihre Musik bekannt, sondern auch für ihre kreativen Promo-Aktionen und spontane, unangekündigte Konzerte.
Ein Beispiel: Im Mai 2014 gab Bassist Till Kummer vor, eine neue Band namens In Schwarz gegründet zu haben und veröffentlichte ein dazugehöriges YouTube-Video. In der TV-Show Circus HalliGalli stellte sich jedoch heraus, dass sich hinter „In Schwarz“ in Wirklichkeit Kraftklub verbargen und sie veröffentlichten kurz darauf ihr gleichnamiges Album.
Für ihr Album „Keine Nacht für Niemand“ spielten sie im Sommer 2017 mehrere kostenlose Konzerte. Der genaue Ort wurde jeweils erst kurz vor Beginn über Social Media bekannt gegeben. Auch das Konzert zum Album „KARGO“ war eine Überraschung: Die Band kündigte es im Vorfeld nicht an und spielte spontan in Hamburg , der Veranstaltungsort blieb bis zuletzt geheim. Begleitet wurde das Konzert von einem Livestream auf Social Media und im Radio.
Die Promo-Aktion zum neuen Album „Sterben in Karl-Marx-Stadt“ reiht sich damit perfekt in eine ganze Reihe ungewöhnlicher und kreativer Aktionen der Band ein.
Politisch bezog Kraftklub früh und klar Stellung. So waren sie einst gemeinsam mit der Band Frei.Wild für den Musikpreis Echo nominiert. Sie ließen sich jedoch freiwillig von der Liste streichen, da sie nicht in derselben Kategorie wie Frei.Wild genannt werden wollten. Nachdem später auch Mia. und Die Ärzte ihre Teilnahme zurückzogen, wurde Frei.Wild entfernt. Kraftklub erhielt schließlich den Kritikerpreis National.
Der Tod ist für viele Menschen ein sehr ernstes und gleichzeitig in Deutschland beinahe tabuisiertes Thema. Auch Kraftklub empfindet das so. Besonders bewusst wurde ihnen das während ihrer Konzertreise nach Mexiko. Dort wird am „Día de los Muertos“ an zwei Feiertagen mit bunten, lauten und fröhlichen Festen der Verstorbenen gedacht. Dieser Eindruck hat die Band maßgeblich zum neuen Album inspiriert.
Auf dem Album ist Kraftklub jedoch nicht allein zu hören, zahlreiche bekannte Artists sind vertreten: Domiziana, Nina Chuba, Faber und Deichkind. Dabei ist der Band vor allem wichtig, dass die Chemie mit den Künstlerinnen und Künstlern stimmt, weniger, ob die Musikstile zueinander passen.
Besonders die beiden Songs mit Domiziana verdeutlichen das zentrale Thema des Albums: den Tod, aber auch das Leben. Der erste Track „Unsterblich sein (*)“ und der letzte „Unsterblich sein (†)“, beide von Domiziana und Kraftklub, bilden ein Rahmen um das gesamte Album. Nicht nur die Titel spiegeln das wider, die Songs ähneln sich insgesamt sehr. Der erste Song wirkt allerdings deutlich euphorischer und jugendlicher, während der abschließende Track eine eher melancholische Stimmung trägt. Damit erzeugen die beiden Songs sehr unterschiedliche Atmosphären, die durch die Symbole im Titel nochmals unterstrichen werden: (*) für das Leben, (†) für den Tod.
Der Song mit Faber, „All die schönen Worte“, ist hingegen deutlich schwerer. Er macht bewusst, dass Menschen oft zu früh sterben und viele Dinge ungesagt bleiben. Der Track beschäftigt sich damit stärker mit dem eigenen Tod und der Angst davor.
Im Kontrast dazu steht „Kippen Automat“. Das Intro wurde bei einem der Live-Konzerte in Mexiko aufgenommen. Der Song spiegelt die besondere, fröhlich-feierliche Stimmung des “Día de los Muertos” wider. Auch hier geht es um den Verlust einer Person, jedoch auf eine wesentlich beschwingtere, stimmungsvollere Art.
Wie man es von Kraftklub kennt, findet man auf dem Album auch Gesellschaftskritik. Diese wird besonders in den Songs „Halts Maul und spiel“ und „So Rechts“ thematisiert. In „Halts Maul und spiel“ heißt es etwa:
Du fändest schön, wenn wir uns generell mal besser informier’n
Wir sollten uns mal überlegen, mit wem wir da sympathisier’n
Somit bleibt Kraftklub nicht nur ihrer politischen Haltung treu, sondern auch ihrem charakteristischen Sound. Und obwohl sie „wie Kraftklub klingen“, wirken sie gleichzeitig anders, eben reifer und erwachsener. Trotz der ernsten Themen ist das Album voller Ohrwürmer, die einen zum Tanzen einladen.
„Sterben in Karl-Marx-Stadt“ von Kraftklub ist daher mehr als verdient unser Campusradio Jena Album der Woche.
Bildrechte: Kraftklub