Über den Namen Marlo Grosshardt könnte man als aufmerksame Campusradio-Hörer:in schon mal gestolpert sein. Der 23-jährige Hamburger war mit seinen Songs „Geschichte schreiben“ und „Kein Plan was Liebe ist“ zuletzt auch bei uns zu hören. Im Gespräch mit dem Campusradio erzählt Marlo von kreativen Prozessen, von Dingen, die in seinem Paradies nicht fehlen dürfen und worauf er sich diesen Sommer besonders freut.
Es ist ein Freitagnachmittag, kurz nach 14 Uhr. Zum Gespräch mit uns ist Marlo Grosshardt heute aus Hamburg zugeschaltet. Weil so schön die Sonne scheint, kommt er gerade aus dem Garten – Es scheint, als könne nicht nur Jena Paradies.
„Lass uns ein Paradies bauen“, so lautet auch eine Zeile in Marlos Song „Paradies bauen“. Da wollen wir natürlich wissen, welche drei Dinge auf keinen Fall fehlen dürfen, wenn er jetzt sein Paradies bauen würde. Lange überlegen muss Marlo nicht.
„Ich glaube, die richtigen Leute wahrscheinlich dafür. Das wäre schon grundsätzlich wichtig, weil ich glaube, alleine macht es nicht so lange Spaß. Dann irgendwie wahrscheinlich Instrumente. Und irgendwie so ein Grundsatz an Werkzeugen, damit man anfangen kann, tatsächlich auch zu bauen? Vielleicht wäre das die Sammlung.“
Nach zwei Alben und mehreren Single-Veröffentlichungen hat Marlo schon einiges an Erfahrung im Songs schreiben. Ob alleine oder mit der ganzen Band, zuhause oder woanders – der künstlerische Prozess dahinter sieht bei ihm immer ein bisschen anders aus.
„Es ist immer unterschiedlich, also je nach Phase auch so ein bisschen, wo man die Kreativität hochzieht. Am Anfang habe ich viel einfach nur irgendwie draußen im Garten oder hier in meinem Zimmer geschrieben und dann sind wir mit der Band irgendwie in die Komposition gegangen, wie man das dann mit der ganzen Band umsetzt. Und aktuell ist es so, dass ich mich gerne mit meinem Bassisten hinsetze und von Grund auf mit ihm schreibe. Und irgendwie, es gibt immer mal wieder solche Phasen, wo das cooler ist oder das cooler ist. Und man muss einfach gucken, dass man weiterhin irgendwie ein Prozess findet, wo man am liebsten kreativ ist und dem nachgehen, wenn man’s kann. Und genau das macht viel Spaß, dass wir es gerade dürfen.“
Seine Songs sind dabei auch ein Ventil für ihn, um mit Emotionen auszudrücken.
„Es ist so mein Weg, den ich gefunden habe um mich auszudrücken, was auch irgendwie mich politisch bewegt oder aber auch persönlich bewegt und das sind irgendwie beides Sprachrohre, wo man Musik irgendwie gut benutzen kann und ich glaub die meisten Leute die Musik machen haben irgendwie aus dem Grund damit angefangen. Und dann gemerkt man kann das ja auch Leuten zeigen, und dann entwickelt sich das so.“
In seinen Songs geht es immer wieder auch um Politik und Weltgeschehen, Tracks wie „Oma“ oder „Partisanen“ sind Hymnen gegen den Rechtsruck. Dabei sind manchmal utopische Elemente dabei, häufig aber auch das Gegenteil. Ob er sich selbst als Optimisten bezeichnet?
„Nee, ich glaube nicht so richtig. Also ich glaube, es ist manchmal ein rhetorisches Mittel, um es einzusetzen. Aber ich glaube, dass ich wahrscheinlich eher pessimistisch veranlagt bin, aber man ja auch mit Tricks versuchen muss, sich selber zu überzeugen von dem Gegenteil manchmal.“
Marlos Musik ist persönlich und emotional. Einen Track, den die Menschen besonders gerne hören, ist Marlos Song „Astronaut“. Welcher seiner Songs sein persönlicher Favorit ist, das hat er uns auch verraten:
„Also live, glaube ich, macht mir aktuell immer Partisanen am meisten Spaß. Aber das wechselt auch immer so ein bisschen. Aber also am Spielen ist das finde ich irgendwie der schönste Song aktuell, aber verschiedene Songs haben verschiedene Energien, die dann auf der Bühne sind oder wenn man es hört. Und es macht alles unterschiedlich Spaß, aber wenn ich mich für einen entscheiden, das dann glaube ich aktuell Patisanen.“
Apropos live spielen. Mit Festivals im Sommer und Tour im Herbst steht schon so einiges auf der Agenda. Worauf er sich am meisten freut?
„Also wir spielen auf jeden Fall einen sehr großen Festivalsommer, wo ich mich tierisch drauf freue, was nicht so ganz klar war vor einem Jahr, dass wir das machen dürfen. Ich glaube, das ist so mit Abstand das, wo ich mich am meisten drauf freue aktuell, weil es jetzt auch bald losgeht oder schon losgegangen ist eigentlich. Ansonsten sind wir gerade ganz viel am Schreiben und neue Musik am Aufnehmen, da freue ich mich sehr drauf. Das ist alles noch ein langer Prozess, aber wir haben noch ein paar Songs für dieses Jahr in der Pipeline, da freue ich mich auch drauf, wenn die dann langsam rauskommen. Das ist auch immer so ein Geduldsspiel, weil wir kennen die Lieder schon deutlich länger als die Leute wenn sie dann rauskommen. Dann ist es immer schön dann den Tag zu haben, wo die Songs rauskommen. Aber ich glaube so die Tour, der Festivalsommer und irgendwie neue Musik rausbringen, das macht gerade sehr viel Spaß und da freue ich mich sehr darauf, dass es jetzt losgeht.“
Auf den meisten Festivals, auf denen er diesen Sommer spielt, ist Marlo selbst noch nicht gewesen. Eine kleine Ausnahme gibt es da allerdings: Das Open Ohr Festival in Mainz.
„Es war witzig, weil meine Mutter dann auf mich zukam und meinte, ich war da früher als kleines Kind öfter, und deswegen bin ich mal gespannt, ob ich mich zurück erinnere. Ansonsten bin ich glaube ich auf keinem Festival schon gewesen, auf dem wir spielen.
Und ich glaub, das wo ich mir am meisten von verspreche ist das Haldern Pop, weil wir haben letztes Jahr schon ein unfassbar schönes Festival spielen dürfen, das Orange Blossom Festival. Das ist eine unfassbare Energie, weil da irgendwie nur Leute sind, die ultra Bock einfach auf die Mucke haben und irgendwie sehr viel Aufmerksamkeit auf die Bühne werfen. Mir wurde gesagt, dass das Haldern Pop das Orange Blossom nur in ein bisschen größer ist. Und deswegen freu ich mich da sehr drauf und hab hohe Erwartungen an den Tag.“
Dreimal war Marlo schon in Jena, unter anderem im Rosenkeller. Wie’s ihm bei uns gefallen hat und ob er wohl mal wieder kommt?
„Damals waren glaube ich 30 Leute da, als wir da waren. Also es war mit Abstand unser kleines Konzert und unser drittes Konzert jemals, aber also ich möchte das nicht ausschließen, dass wir da nicht bald noch mal hinkommen. Also dieses Jahr ist leider schon alles voll, aber… ich darf nicht so viel verraten. Aber ich fand Jena immer sehr schön, bis auf diesen einen Turm, den ihr habt. Ihr habt diesen einen Tower, der da irgendwie nicht reinpasst. Eigentlich so ne schöne Student:innenstadt mit irgendwie so Altbauzeug und ne schöne Innenstadt und so und dann ist da dieser eine Turm, ich weiß nicht wie der heißt. Aber da kann man finde ich irgendwie dran vorbeisehen und ich würde mich sehr freuen, noch mal dahin zu kommen.“
Wir dürfen also gespannt sein. Und wer nicht so lange warten möchte, der hat spätestens im Herbst schon die Chance, Marlo Grosshardt ganz in der Nähe live zu erleben – im November spielen er und seine Band in Erfurt.
