Anfang März hatte das Stück „Trotz“ im Theaterhaus Jena Premiere, ein Stück aus der Teenpark-Reihe des Theaters, die in Zusammenarbeit mit Schüler:innen umgesetzt wird. Das Campusradio Jena war für euch dabei und berichtet. Weitere Spieltermine sind für Mai geplant.

Das Theaterhaus Jena zeigt in regelmäßigen Abständen im Rahmen ihrer Teenpark-Reihe Stücke, die zusammen mit jungen Menschen erarbeitet und aufgeführt werden. Zu dieser Reihe gehört auch „Trotz“, ein Stück, dass sich – im weitesten Sinne – mit dem Zustand unserer Gesellschaft und dem Widersetzen auseinandersetzt.

Angelehnt wurde die Stückentwicklung an das Werk „Der Mensch in der Revolte“ von Albert Camus. Der französische Philosoph entwickelt darin seine Philosophie des Absurden weiter, die grundsätzlich die These aufstellt, dass es keinen tieferen Sinn im Leben gibt. Entsprechend versucht das Stück Antworten auf die großen Fragen des Lebens zu finden: Warum bin ich hier? Warum passiert das alles? Wie kann ich mich gegen all die Absurdität in dieser Welt wehren?

Das Stück beleuchtet die Themen Trotz und Revolte von den verschiedensten Seiten und zeigt dabei, wie vielfältig die Handlung des Trotzens sein kann, im Kleinen wie im Großen. Man trifft die verschiedensten Menschen, die sich widersetzt haben, alle auf ihre eigene Art und Weise. Manche von ihnen aktuell, einige historisch, wieder andere fiktiv. Immer wieder begegnet einem dabei zum Beispiel Sisyphos, der als antiker Trotzer interpretiert wird.

Die Trotzer:innen, hier noch in Steppdecken gehüllt

Wehrt euch, sagt nein, revoltiert. Das ist eine Botschaft, die die Zuschauer:innen aus dem Stück mitnehmen können. Statt einem simplen Aufruf zum Widerstand schafft es das Stück, dabei nicht belehrend zu wirken. Der Trotz, das wird klar, ist nicht einfach. Den Mut und die Kraft zu trotzen, muss man erstmal aufbringen. Und manchmal, da fehlt diese Kraft. „Ich halte das alles nicht mehr aus“, sagt am Anfang eine Stimme aus dem Off und fasst dabei den Weltschmerz einer ganzen Generation treffend in Worte. „Du musst aber.“ – so die simple Antwort. Dem Absurden, dem kann man sich nicht entziehen. Der Trotz ist dabei ein Weg, das Ganze zu ertragen.

Stark komplettiert wird der Inhalt des Stückes durch Kostüm, Bühnenbild und Musik: Die Protagonist:innen schälen sich im Verlauf der Handlung raus aus der abschirmenden Gemütlichkeit ihrer schützenden Steppdecken und stellen sich der Welt. Die drehende Bühne sorgt dafür, dass das Stück auch bei sehr schlichter Kulisse nie langweilig wird. Und auch die Musik ist eine gewinnbringende Ergänzung, an einigen Stellen wird sogar selbst von den Schauspieler:innen gesungen.

Seid mutig, zeigt Zivilcourage

„Trotz“ ist ein Stück, das zum Nachdenken anregt. Im Grunde ist es eine eigene kleine Revolte und die Schauspieler:innen auf der Bühne alle selbst Trotzer:innen. Wie nah an der Realität dieses Bild ist, zeigen auch Fragen aus dem Alltag der Schüler:innen. Solche wie: „Warum muss ich die LGBTQ-Flagge im Klassenzimmer abhängen, weil ein Elternteil damit nicht einverstanden sein könnte?“ „Warum macht mein Lehrer sich über mich lustig, wenn ich in einem Vortrag gendere?“ Und ganz grundlegend auch: „Was müssen wir tun damit ihr versteht, dass die Kinder diese Welt nur in Flammen vor sich sehen?“

Die Schauspieler:innen schaffen es, dem Publikum echte Emotionen greifbar zu vermitteln und haben mir dabei sehr aus der Seele gesprochen. Ja, die Welt da draußen, die ist absurd. Wut, Verzweiflung, Angst um die Zukunft. All das sind Gefühle, die „Trotz“ den Zuschauer:innen vermittelt. Und trotzdem wirkt es dabei nie erdrückend. Am Ende gehe ich sogar auch etwas ermutigt und hoffnungsvoll nach Hause. Das liegt zum Teil daran, dass im Stück so viele Beispiele von mutigen Widerständler:innen auftreten. Vor allem aber liegt es an den Schauspieler:innen, jungen Menschen, die sich neben Schule und Alltag die Zeit genommen haben, sich im Theater kritisch und nahbar mit unserer Gesellschaft und ihrer Rolle darin auseinanderzusetzen. Das zeigt: Die Trotzer:innen, die sind noch da. In diesem Sinne: Seid mutig. Zeigt Zivilcourage. Licht aus.

Dem Publikum werden echte Emotionen greifbar vermittelt

Copyright Bilder: Joachim Dette