Stell dir vor, du tauchst ins Wasser. Alles wird still, die Welt bleibt draußen und für eine kurze Zeit gehörst du nur dir selbst. 22 Bahnen – das ist Tildas Zuflucht. Doch sobald sie auftaucht, prallen die Herausforderungen ihres Lebens auf sie ein.
Zwischen Stille und Chaos, zwischen ihrem Versuch, Halt zu finden und den Lasten, die sie tragen muss: genau hier beginnt Tildas Geschichte.
Der neue Kinofilm 22 Bahnen, verfilmt nach dem gleichnamigen Roman von Caroline Wahl, erzählt die Geschichte einer jungen Frau, die zwischen zwei Welten zerrissen ist. Tilda (Luna Wedler) studiert Mathematik, ist hochbegabt und soll sogar für eine Promotionsstelle empfohlen werden. Doch zu Hause wartet ein Leben voller Schmerz auf sie: Eine Mutter, gefangen im Alkohol. Ihre kleine Schwester Ida (Zoë Baier), für die Tilda ein verlässlicher Halt sein muss. Und die Last, viel zu früh Verantwortung übernehmen zu müssen.
An dieser Stelle möchte ich eine Triggerwarnung aussprechen: Der Film behandelt sensible Themen wie Alkoholmissbrauch oder häusliche Gewalt und enthält Szenen, die emotional sehr belastend sein können.
Die Schauspieler*innen tragen diesen Film mit einer Wucht, die kaum loslässt. Man spürt Tildas innere Zerrissenheit, ihren Schmerz, ihre Wut, ihre Schuldgefühle nach dem Verlust ihres besten Freundes Ivan – und zugleich ihre Sehnsucht nach einem eigenen Leben. Ordnung und Ruhe findet sie nur in der Mathematik und im Schwimmbecken.
Mitten in diesem Chaos begegnet Tilda Viktor (Jannis Niewöhner), Ivans Bruder. Zwischen ihnen entsteht eine zerbrechliche Nähe, in der beide ihre schweren Lasten zu tragen haben und es dennoch schaffen, sich gegenseitig zu stützen.
Was diesen Film so besonders macht: Er beschönigt nichts. Die Szenen sind roh, direkt und hinterlassen oft ein beklemmendes Gefühl; und genau dadurch wirken sie so echt. 22 Bahnen ist eine der seltenen Buchverfilmungen, die nicht nur der Vorlage gerecht werden, sondern ihr noch eine eigene, intensive Kraft hinzufügen.
Am Ende bleibt ein Bild von Tilda, die ihre Bahnen zieht. Eine junge Frau, die erst unter Wasser zum so wichtigen Durchatmen findet und für die 1.100 Meter kein Ziel, sondern ein Countdown sind. Bis sie wieder aus dem Becken steigt und im Alltag nach Luft ringt.
Das Campusradio Jena wünscht viel Spaß beim Eintauchen in diese intensive Geschichte.
Bildquelle: filmstarts.de