Der Sommer ist im vollem Gange und zeichnet sich durch seine Wechselhaftigkeit dieses Jahr aus. In solchen Fällen kann Musik ein beruhigender Anker sein, insbesondere mit einem Künstler wie Cass McCombs. Sein neustes Release “Interior Live Oak” hat unsere Musikeule Tim in den Bann geschlagen.
Wenige beherrschen den Folk so gut wie die Amerikaner. Der gebürtige Kalifornier Cass McCombs beweist erneut, dass er ein tiefes Verständnis für das Genre besitzt. Sich selbst beschreibt er an allererster Stelle als Songwriter, der musikalische Rest kommt sekundär.
Cass McCombs ist eine interessante Figur. 1977 wird er in Kalifornien geboren und beginnt mit 14 Jahren die Gitarre zu spielen. Nach einem Highschool-Abschluss macht sich der junge Amerikaner mit Nomadenspirit auf den Weg sein Land zu erkunden. Orte wie Berufe wechseln sich ab, McCombs verdient sein Brot mitunter als Abrissarbeiter, Filmvorführer und Maler. Es ist schwierig die Details zu erfassen, der Musiker ist nicht an ausführlichen Erklärungen interessiert. Ein Mantra, was er auch bei seiner eigenen Musik beibehält. Nach dem Mitspielen in verschiedenen Bands Ende der 90er erfolgt sein Debüt 2002 mit der EP “Not The Way”. Seitdem schreibt der Performer eifrig seine Texte weiter und arbeitet beständig als einzigartige Stimme in der Singer-Songwriter-Szene.
“Interior Live Oak” ist das nun 13. Studioalbum in dem Werkkatalog von Cass McCombs. Benannt ist es nach einer Baumart, welche in Nordkalifornien beheimatet ist. Nach einer Reihe von Alben, die mitunter psychedelischer waren, symbolisiert es die Rückkehr zu den reduzierten Anfängen des Künstlers. Ein Großteil der Songs sind zusammen mit früheren Kollaborateuren wie Jason Quever (Papercuts) und Chris Cohen aufgenommen worden. Jedes der 17 Lieder auf dem Album erzählt seine eigene Geschichte, zumeist mit eigenwilligen Figuren. Auf dem Opener “Priestess” erzählt McCombs von einer Begegnung mit einer Frau, die mit ihrer Attitüde selbst den Teufel verschrecken kann. Ein weiteres Highlight ist der Followup “Peace”, welcher den Zuhörer mit zwölfseitigen Gitarren in ein klangliches Netz einhüllt. Längere Songs wie “Lola Montez Danced The Spider Dance” beeindrucken mit der atmosphärischen Komposition und den Lyrics über die Verinnerlichung von Schmerz.
Nachdenklich grübelnd und doch noch von Optimismus mitgeprägt – das ist “Interior Live Oak” von Cass McCombs! Gekonnt gemachter Folk-Rock und unser Campusradio Jena Album der Woche.