Rainbowwashing ist euch kein Begriff? David hat sich das Phänomen mal angeschaut und kommentiert es im Eulenspiegel.

Wenn ihr in letzter Zeit einmal auf Social Media unterwegs wart, habt ihr sicher die bunten Regenbögen in den Logos vieler großer Firmen gesehen. Und ganz generell scheinen viele Unternehmen ihr Herz für die LGBTQIA+ Community immer besonders im Pride Month Juni zu entdecken.

Dieses Phänomen ist auch als Rainbow-, Pink-, oder Queer Washing bekannt.

Unternehmen, deren Engagement für die queere Community sonst zu wünschen übrig lässt, schmücken sich über einen Monat im Jahr mit der Regenbogenfahne. Einem der wohl bekanntesten Symbole der Community.

Und genau da liegt dann eigentlich auch die Frage, die ich mir gestellt habe: liegen diesen Unternehmen die Rechte queerer Menschen tatsächlich am Herzen? Oder ist es eben doch nur eine weitere Möglichkeit, noch mehr Produkte an noch mehr potentielle Kund*innen zu verkaufen?

Auch wenn ich natürlich nur für mich und nicht für die ganze Community sprechen kann, habe ich mir dazu meine Gedanken gemacht:

Zum Einem: die vielen Flaggen in den vielen Logos der verschiedensten Unternehmen schaffen Sichtbarkeit. Und Sichtbarkeit ist prinzipiell erst einmal etwas Gutes. Und deshalb glaube ich auch, dass das Einsetzen für die Rechte der LGBTQIA+ Community seitens großer Konzerne per se nichts Schlechtes sein muss.

Aber die Umstände lassen mich dann doch eher kritisch auf diese Aktionen blicken. Denn was wir eigentlich bräuchten wären große, einflussreiche Unternehmen, die sich das ganze Jahr über und global für die Rechte queerer Menschen einsetzen. Und dazu reicht es dann eben auch nicht, wenn beispielsweise bekannte deutsche Automobilhersteller aus purem Opportunismus ihre Profilbilder auf Social Media in bunte Farben tauchen. Und das auch nur auf den Accounts in den Regionen, wo mit möglichst wenig Gegenwind zu rechnen ist.

Ein deutscher Automobilhersteller macht genau dieses Rainbow-Washing. Während der europäische Social Media Auftritt in Regenbögen um die Wette strahlt, beteiligen sich die Accounts im Nahen Osten nicht an der Aktion. Dazu verdient der Konzern mit dem Export von Militärgerät an Saudi Arabien und Katar Geld – dort, wo Homosexualität mit dem Tod bestraft werden kann.

Ich werde das Gefühl nicht los, dass es hier nicht um die Rechte der Queeren Community geht. Das frustrierende an der Sache ist: Gerade diese großen Konzerne könnten in der heutigen Welt einen Beitrag im Kampf gegen Diskriminierung, für Gleichberechtigung und eine echte offene Gesellschaft leisten. Weil sie Macht haben.

Indem sie beispielsweise klare Kante gegen unterdrückerische Systeme und Regime zeigen, queere safer Spaces in den eigenen Reihen schaffen und fördern und sich öffentlichkeitswirksam für queere Rechte einsetzen. Und zwar das ganze Jahr über, und auf der ganzen Welt. Und mehr noch: Sie könnten queere Initiativen und Projekte fördern und finanziell Unterstützen, wenn sie queeres Branding für ihre Produkte benutzen und Geld mit diesen verdienen. Damit würden sie dann auch einen echten Beitrag zum Kampf der LGBTQIA+ Community für ihre Rechte leisten.

Aber solange zumindest viele große Player Pride lediglich als Chance sehen, ihren Umsatz zu maximieren und sich moralisch rein zu waschen, sind die bunten Profilbilder nichts als ein Versuch, all das wofür die queere Community kämpft, für die eigenen Profite auszunutzen.

Kurz: Unternehmen, die Pridefarben posten, aber keine Pride unterstützen, entlarven sich als scheinheilig.

Der positive Effekt für die Community, hier und weltweit, wohl nicht mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein.