Konzertrezension: AnnenMayKantereit

Es ist Montag; es gewittert. Vorm Kassablanca ist es schon relativ leer, wir sind etwas spät dran. Die Vorband CariCari geht grade auf die Bühne als wir den ausverkauften Club betreten. Kaum jemand im Publikum trägt Maske; es fühlt sich fast an, als wären die letzten zwei Jahre ein wilder Fiebertraum gewesen. Es ist immer noch ein bisschen gewöhnungsbedürftig, sich in engen Räumen mit ein paar hundert Menschen vor einer Bühne rumzudrücken. Mit CariCari als Vorband wird dem Publikum direkt ordentlich eingeheizt. Aber kommen wir mal zu der Band, wegen der wir uns an diesem Montagabend in Kassa begeben: AnnenMayKantereit.

Jedem, der die letzten Jahre mal Radio gehört hat, sollte die Kölner Band mittlerweile ein Begriff sein. Dauerbrenner wie Pocahontas oder Ich glaub ich geh heut nicht mehr tanzen sind wahrscheinlich bis in jede Nische der deutschen Musiklandschaft vorgedrungen. Aber die Band hat noch so viel mehr zu bieten, nicht zuletzt sind sie eine begnadete Live-Band.

Foto: Lenny Rothenberg

Es war für uns beide nicht die erste AnnenMayKantereit-Show. Dank zwei Jahre Pandemie ist es allerdings schon etwas länger her. Ein neues Album gab es seitdem auch, und jetzt wo die Maßnahmen es wieder zu lassen, sind sie auf Clubtour. Bevor ich jetzt in ein Lobeslied an Clubshows verfalle, reden wir mal über das Konzert.

Schwitzig, eng, auf Tuchfühlung mit fremden Leuten, und vor allem begleitet von guter Musik boten Christopher Annen, Henning May und Severin Kantereit zusammen mit Sophie Chassée am Bass eine glorreiche Performance dar. Eine gute Mischung aus alten und neuen Songs, Dauerbrennern und Songpremieren, gefühlvolle Balladen und pfiffige Tanznummern; jeder kommt bei der Band auf seine Kosten. Egal, ob ihr eher die alten Sachen wie Oft gefragt oder  21, 22, 23 feiert oder euch von noch nichtveröffentlichten Tracks wie Lass es raus anstecken lassen wollt, AnnenMayKantereit holen jeden einzelnen Zuschauer früher oder später ab. Eins bleibt klar, es handelt sich hier nicht ohne Grund um eine der erfolgreichsten Bands unseres Landes. Ein kleines Highlight des Konzerts war außerdem der kleine Ausflug der Band weg von der Bühne auf den Balkon des Kassas, nur mit jeweils einer Gitarre in der Hand. Es hat schon etwas symbolisches, wenn Henning von einer Empore den Song Ozean zu einem Publkum singt.

Es ist egal, ob man AnnenMayKantereit schon live gesehen hat oder nicht. Man kann Henning May nicht oft genug bei seinem Crescendo von Barfuß am Klavier zum Anfang der Zugabe zuhören. Es lohnt sich immer auszugehen, auch wenn man vielleicht gesagt hat, man gehe heute nicht mehr tanzen.