Die CD der Woche: Arlo Parks – Collapsed In Sunbeams

Am 29. Januar 2021 hat Arlo Parks ihre erste LP auf den Markt gebracht. Die junge Singer-Songwriterin aus London veröffentlichte vor knapp drei Jahren ihre erste Single und eroberte nicht nur die Indiepopszene im Sturm. Ihr Debütalbum hat es musikalisch wie textlich in sich.

“Making rainbows out of something painful” – das könnte auch als Motto über dem Debütalbum stehen, das Arlo Parks am 29. Januar auf den Markt gebracht hat. Die junge Singer-Songwriterin aus London veröffentlichte vor knapp drei Jahren ihre erste Single und eroberte nicht nur die Indiepopszene im Sturm. Jetzt ist ihre erste LP fertig geworden, und die hat es musikalisch wie textlich in sich: Auf ‘Collapsed In Sunbeams’ geht es um Verletzlichkeit und Glück, Liebe und Depressionen, serviert in einem eisgekühlten Cocktail, der neben Soul und RnB noch eine Vielzahl weiterer Genres in sich vermischt.

Aufgewachsen im Süden Londons, mit Eltern aus Frankreich und Nigeria, war Arlo Parks bis vor Kurzem eine mehr oder weniger normale Jugendliche – und wird nun gerne mal als “Stimme der Generation Z” bezeichnet. Im Interview mit dem Guardian gibt sie zu, dass ihr das eher unangenehm ist – schließlich spricht sie für niemanden außer sich selbst, auch wenn sich viele Gleichaltrige von ihren Texten angezogen fühlen. Diese tragen ganz wesentlich zur Qualität ihrer Songs bei, in denen sie offen und empathisch von psychischen Problemen, ihrer Bisexualität oder komplizierten Beziehungen erzählt. Das alles kommt in einer fröhlichen Verpackung: angenehm, leicht und in allen Farben des Regenbogens.

Auch wenn der Sound entspannt und nur dezent melancholisch daherkommt – mit ihrer zart verhauchten Stimme singt Arlo Parks von Erlebnissen, die schmerzhafter kaum sein könnten: Der Streit eines Liebespaares, der an der Bushaltestelle eskaliert; der aufkeimende Selbsthass, wenn der Vater seine lesbisch liebende Tochter verachtet; der schwarze Hund, der den Depressiven ans Bett kettet. In den filigran gewobenen Texten zeigt Arlo Parks Momentaufnahmen aus ihrem Leben und dem ihrer Freundinnen. Dort spiegeln sich Emotionen wieder, die jeder wohl schon einmal gefühlt hat und die gerade deshalb so universell wirken. Besonders jetzt in Pandemiezeiten dürften die dunkleren Gefühle bei dem ein oder anderen Zuhörer stärker anklingen als zuvor.

Jeder Track möchte ein bisschen Balsam für die Seele sein, ein Ruhepunkt im Auge des Sturms. Arlo Parks flüstert in ihren Songs nicht nur aufmunternde Botschaften ins Ohr, sie möchte auch aufrütteln und aus dem Käfig befreien, in dem man sich gefangen fühlt. Dazu gleitet ihre Stimme über coole Drumbeats und entspannte Basslinien, mal eher im Funk-, mal im RnB-Arrangement. Auch wenn der Soul klar dominiert, zeigen die einzelne Titel eine große musikalische Vielfalt: Es finden sich Anklänge an Disco und Jazz, und wer will, kann Elemente aus Folk, Lounge oder Trip-Hop heraushören.

Man muss im Leben nicht in eine Notlage geraten sein, um Arlo Parks’ neues Album genießen und lieben zu können. Aber wenn doch, dann kann ihre Musik dabei helfen, sich für einen Moment wieder den Sonnenstrahlen zuzuwenden.

Arlo Parks mit Collapsed In Sunbeams. Die Campusradio Jena CD der Woche.