In diesem Jahr jährt sich der Beginn der NSU-Mordserie zum 25. Mal – ein Anlass, dem Vergessen entschieden entgegenzutreten. Die Ausstellung „Der Weg in den ,Untergrund'” schafft dafür einen aktuellen Zugang. Das Campusradio Jena war vor Ort und berichtet.
Der sogenannte nationalsozialistische Untergrund (NSU) war eine rechtsextreme Terrorgruppe, bestehend aus Beate Zschäpe, Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos. Das Trio lernte sich in einem Jugendclub im Jenaer Stadtteil Winzerla kennen, tauchte ab 1998 unter und war bis 2011 aktiv. In den Jahren von 2000 bis 2007 ermordeten sie zehn Menschen, bei neun Morden wurde ihnen ein rassistisches Motiv zugeschrieben. Nach ihrer Selbstenttarnung am 04.11.2011 folgten bundesweit Entsetzen, Empörung und eine breite mediale Auseinandersetzung mit der Tatserie und ihrem gesellschaftlichen Kontext.
Bereits vor vier Jahren wurde im Rahmen der Aktion „Kein Schlussstrich! Jena und der NSU-Komplex“ in Kooperation mit dem Grafik-Designer Peter Mühlfriedel eine erste Fassung der Ausstellung erstellt. Im vergangenen Jahr wurde sie erweitert. Der verstorbene Journalist und Künstler Frank Döbert recherchierte dafür nach alten Zeitungsberichten und Dokumenten, die der Ausstellung eine besondere Note verleihen.
Die Ausstellung „Der Weg in den ,Untergrund'” zeigt einen zeitlichen Verlauf über die Entwicklung der Jenaer Spuren des NSU. Die Infotafeln erstrecken sich dabei von den späten 1980er Jahren bis 2019. Im Mittelpunkt stehen Berichte von Demonstrationen und Übergriffen, die die Radikalisierung des Trios beleuchten sowie die darauffolgenden Reaktionen der Stadtgesellschaft und Behörden aufzeigen.
Besonders eindrücklich ist, wie bekannte Orte in Jena in einem neuen Zusammenhang erscheinen. Orte, an denen man vielleicht täglich vorbeigeht, erzählen hier eine andere Geschichte. Deutlich wird auch, dass gesellschaftliche und politische Themen, die vor über 20 Jahren aktuell waren, uns heute erneut beschäftigen.
Noch bis zum 15. Oktober ist die Ausstellung in der Villa Rosenthal zu sehen und bietet interessierten Besucher:innen die Möglichkeit sich über die Entstehungsgeschichte des NSU zu informieren. Wer also erfahren möchte, welche Rolle Derbys des FCCs oder andere Szenetreffpunkte bei der Radikalisierung des Trios spielten, sollte unbedingt mal bei der Ausstellung vorbeischauen.
Weitere Informationen findet ihr unter folgenden Links: https://www.jenakultur.de/de/projekte_und_festivals/kein_schlussstrich_/894593 https://www.bpb.de/themen/rechtsextremismus/dossier-rechtsextremismus/500799/nationalsozialistischer-untergrund-nsu/