A für Albanien. Ist eine sichere Bank bei der Stadt-Land-Fluss-Runde. Vielleicht hat der ein oder andere auch während der vergangenen Fußball-Europameisterschaft vom kleinen Staat am Mittelmeer gehört. Doch Albanien entpuppt sich immer mehr als günstiger Urlaubs-Hotspot. Profi-Urlauber Janne berichtet von seinem neuesten Länderpunkt.
Es sollte wohl nicht der klassische Jungs-Trip werden, wie er mir schon in anderen Sommern bevorstand. Klar: Zu viert eine Woche am Mittelmeer verbringen, klingt eher nach Ballermann und Banana-Boat. Aber nix da. Viel eher stand die Erkundung eines Fleckchens Erde an, das bisher in Reise-Vergleichsportalen eher auf Seite 3 erstmalig aufploppte. Es ging nach Albanien.
Die Vorfreude darauf wurde auf jeden Fall dadurch genährt, dass die Wetter-App schon Wochen vorher auf paradiesische Temperaturen und Sonne en masse hinwies. Da fiel es auch nicht ganz so schwer, den wenigen Platz im einzig eingeplanten Handgepäcks-Rucksack mit luftiger Kleidung zu füllen. Nach etwa zwei Stunden Flugzeit war dann auch der erste Schritt geschafft. In der Hauptstadt Tirana schnupperten wir zum ersten Mal albanische Luft.
Es wurde schnell klar: Hier ticken die Uhren etwas anders. Vor allem der auch heute schon in vielen osteuropäischen Ländern aufgestempelte EU-Touch fehlte hier gänzlich. Über den Status als Beitrittskandidat kam der kleine Staat, der irgendwie immer zwischen westlichem Vorhang und kommunistischen Regimen verankert war, seit 2014 nicht hinaus. Der Wandel, der 1991 mit vielen marktwirtschaftlichen Transformationen eingeleitet wurde, dauert auch heute noch an.

Deswegen ist die Infrastruktur auch genau das: ausbaufähig. Der Zug kommt hier nicht unpünktlich – er fährt überhaupt nicht erst. Was in anderen Ländern durch Busse und Bahnen geregelt wird, verteilt sich in Albanien ausschließlich auf den Autoverkehr. Und das ist gar nicht mal so entspannt, wenn sich nur wenige geeignete Schnellstraßen einen Weg durch das bergige Hinterland bahnen, um die größeren Städte zu verbinden. Die bringen einen am Ende ans Ziel, doch die Klimaanlage bei 38 Grad eben ordentlich an ihre Grenzen.
Der Verkehr kann etwas abschrecken. Doch so viel dazu. Was gar nicht verkehrt ist, ist die einzigartige Natur. Teils wüstenartig oder mondlandschaftlich wirkend, bietet vor allem der nördliche Teil des Landes hohe Gebirgszüge, die sich durch mutige Wander*innen wie uns auf steinigen Wegen erschließen lassen. Die Komoot-Routen-Dichte kann auf jeden Fall mit dem Raki-pro-Kopf-Konsum mithalten. Und damit zum gastronomischen Angebot.
Albaniens Kulinarik sammelt viele (Hoch)Prozentpunkte
Es gibt viel Fleisch. Von feinstem Rind im Inland bis hin zu knusprigem Tintenfisch an der Küste werden hier wirklich jegliche Geschmacksknospen anvisiert und auch getroffen. Aber selbst für vegetarische Geschmäcker wie meinen lassen sich quasi in jedem Angebot Möglichkeiten finden, sich günstig den Bauch vollzuschlagen. Da sich der Tourismus in Albanien gerade erst noch heimisch macht, können es sich viele Lokale noch nicht leisten, die Gäste mit hohen Preisen zu vergraulen.
Beim Stichwort Gastfreundschaft wird sowieso bemerkbar, welche Mentalität das Land prägt. Man kommt jederorts schnell in angenehme Gespräche. Runden werden geschmissen und die Unterkunftsbetreiber*innen geben einem die besten Tipps mit an die Hand. Ich habe das Gefühl bekommen, dort nicht als Fremder wahrgenommen zu werden. Eher wurde ich aufgenommen als Neugieriger, dem die besten Seiten Albaniens ans Herz gelegt werden sollten. Die geselligen Künste lassen sich dabei vor allem bei Hochprozentigem im Austausch mit Kultur und Lebensweisheiten schärfen.
Es gibt noch eine Menge mehr zu erzählen. Übers Schwitzen. Über nervige Mercedes-Motoren, unfertige Hausbauten und pikante Villen. Aber natürlich auch über Strandpromenaden, die BESTEN Sonnenuntergänge und spannende Kreisverkehr-Einfahrten. Doch an dieser Stelle lasse ich bewusst ein paar SchlagLöcher, die ihr selbst mit euren Geschichten und Erfahrungen füllen müsst. Plant eure nächste Reise nach Albanien. Denn es ist ein Rohdiamant, der hoffentlich nicht zu sehr glattgeschliffen wird. Es wird sich lohnen. Mindestens mal für den leckersten Raki der Welt.
