Der Ausreißer der Woche: Balthazar – Sand

Gefühlvoller Indierock mit einer Prise Melancholie. Dafür ist die flämische Band Balthazar seit 2004 bekannt. Bereits vier Alben sind seitdem erschienen. Am 26. Februar 2021 ist nun die fünfte LP “Sand” herausgekommen, die es auf Anhieb an die Spitze der belgischen Albumcharts geschafft hat.

Mit “Sand” nähern sich die fünf Jungs aus Gent dem Elektro-Sound mehr denn je und bleiben doch ihrem unverkennbaren, verträumten Balthazar-Stil treu.

Der Albumtitel “Sand” ist eine Anspielung auf Sanduhren und damit ein Symbol für die Zeit, die unablässig und doch manchmal ganz langsam verrinnt, während man wartet. Wie die Band in einem Interview mit dem Bayrischen Rundfunk zugibt, gehören das Warten, die Ungeduld und die Ruhelosigkeit auch zu den Hauptthemen, um die sich die neue Platte dreht. Dieser thematische Fokus hat einen ganz praktischen Charakter. Balthazar wollten den Erfolg mit ihrem letzten Album aus dem Jahr 2019 möglichst schnell auf einer neuen LP wiederholen. Viele Songs sind in Eile entstanden, was sich ein bisschen im Titel “Hourglass” widerspiegelt.

Bildquelle: Archiv

Balthazar wurden durch die Corona-Pandemie im Wesentlichen ausgebremst und in eine Warteschleife versetzt. So konnten die Mitglieder nicht mehr gemeinsam im Studio an ihren Songs feilen, sondern mussten sich ihre Tracks aus Audiodateien zusammenbauen, die zwischen den Musikern hin und her gesendet wurden. Im Ergebnis ist der Klang der neuen Platte deutlich elektronischer als gewohnt. Keyboards, Synthies, Pads und Samples mischen sich mit der bandtypischen Nachdenklichkeit und verleihen den elf Tracks des Albums eine smarte Coolness. Besonders reizvoll ist etwa das Zusammenspiel von lässigen Basslines und träumenden Bläsern über einem kühlen Percussion-Fundament im Song “On A Roll”.

Auf “Sand” haben Balthazar ihren Sound – gezwungenermaßen – wieder einmal neu erfunden. Das zeigt einmal mehr, dass die Indie-Routiniers musikalisch das Beste aus limitierten Mitteln herausholen können. Ob der Ausflug in Richtung Synth Rock auf dem sechsten Album fortgesetzt wird oder sich die Band zurück zu ihren Wurzeln begibt? Wir werden sehen.

Text: Micha

Ton & Schnitt: Hux