Beim FC Carl Zeiss Jena läuft es rund! In der Regionalliga spielt die Mannschaft ganz oben mit, das Halbfinale im Thüringenpokal wird anvisiert und auch im Umfeld ist die Stimmung großartig. Da ist es nur an der Zeit, dass sich Cheftrainer Volkan Uluc im Gespräch mit dem Campusradio Jena zur aktuellen Situation, aber auch zu seiner eigenen Geschichte zu Wort melden darf.
Die bisherige Saison ist für Regionalligist FC Carl Zeiss Jena erfolgreich. Für Trainer Volkan Uluc reicht es aber nicht, sich auf den bisherigen Eindrücken auszuruhen, wie er im Gespräch mit dem Campusradio Jena erzählt: “Man kriegt natürlich auch im Verein mit, dass im Moment natürlich eine große Zufriedenheit ist. Aber auch das ist für uns eigentlich Ansporn und Motivation, da nicht nachzulassen. Wenn du eine Wohlfühloase hast, das ist eigentlich der Startschuss dann wieder für eine Mittelmäßigkeit. Dem wollen wir natürlich aus dem Weg gehen und bleiben da auf Anschlag. Die Jungs trainieren gut, das ist das, was für mich wichtig ist.”
Auf lange Sicht will der FCC auch wieder eine Klasse höher mitmischen. Anvisiert wird deshalb, in der Liga so lange wie möglich oben dranzubleiben und zu den Spitzenklubs zu gehören: “Wir als Carl Zeiss Jena, als Traditionsverein, müssen den Anspruch haben, unter die ersten drei in der Liga zu denken, zu arbeiten, die Zielsetzung zu haben. Es ist nicht irgendwo, dass man da in Selbstzufriedenheit fällt, sondern immer wieder Ansporn. Ich denke, man muss als Verantwortlicher, gerade bei Traditionsvereinen, auch vorangehen. Auch mutig sein, weil ich kann nicht immer von meinen Jungs Mut einfordern, wenn du einfach irgendwo immer auf Understatement machst. Wir müssen da auch selbstbewusst sein.“
Volkan Uluc hat seine Erfahrungen als Übungsleiter vor allem im Nordosten von Fußballdeutschland gesammelt. Für den 55-Jährigen war das vor allem immer eine Frage des Wohlfühlens: “Ich denke, Berlin oder gerade der Nordosten, das weiß man, das ist schon einen Tick rauer. Auch gerade in Momenten, wo man vielleicht nicht so erfolgreich ist. Das ist auch in Ordnung, das ist ein Teil von unserem Job. Aber ich mag den Nordosten. Ich bin jetzt als Trainer eigentlich in allen neuen Bundesländern gewesen, bis auf Mecklenburg-Vorpommern. Das ist noch so ein Ziel, also ich weiß jetzt nicht. Mal gucken, also Mecklenburg-Vorpommern ist ja auch immer schwierig. Man muss ja auch eins nicht vergessen: Gerade so mit Migrationshintergrund als Trainer im Nordosten zu arbeiten. Man muss ja nur drumherum gucken. Aber Thüringen, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg sind schon, wo ich sage, wo es Spaß gemacht hat, überall. Ich habe gesagt, in Brandenburg damals wurde ich auch mit Blumen empfangen, aber die Leute haben vergessen, die Töpfe abzumachen. Also das spiegelt so ein bisschen wieder wie der Nordosten ist.”
Übungsleiter im Profi-Fußball: Spieler merken, wenn der Trainer von seinen Werten abweicht
Für sich selbst in der Rolle des Trainers sind der innere Antrieb und das Wahren eigener Prinzipien schon immer von großer Bedeutung gewesen: “Also auf einer Seite ist man als Trainer immer ein Getriebener, auch innerlich. Das hat sich eigentlich nicht verändert zu der Zeit, wo ich angefangen habe, bis jetzt. Irgendwo sage ich auch Gott sei Dank, weil, wenn dieses Feuer, denke ich, als Trainer verloren geht, dann sollte man auch sagen: ‘Das war es.’ Weil du musst schon eine hohe Eigenmotivation, eine Eigenverantwortung haben, um dann nachher auch eine Mannschaft, Spieler auf Topniveau zu trainieren. Es ist mit die Grundlage einer Arbeit von einem Trainer, da auch seriös seine Werte vorzuleben, seine Werte immer wieder zum Ausdruck zu bringen und da nicht irgendwo davon abzuweichen. Das merken Spieler, wenn du da abweichst, da haben sie feine Antennen, das darf nicht passieren. Aber da muss ich auch sagen, das ist eine Entwicklung, auch persönlich als Trainer. Als junger Trainer habe ich auch noch viele Fehler gemacht und das versuche ich natürlich auch zu minimieren. Das heißt nicht, dass man keine Fehler macht, das gehört auch dazu. Aber dann muss man auch das Rückgrat haben, dazu zu stehen, und dann auch seine Werte mit der Mannschaft immer wieder jeden Tag zu leben.”
Seine vielen Stationen machen Uluc in der Regionalliga Nordost zu einem der Trainer, die die meisten Punkte eingefahren haben. Für ihn ist es aber nicht entscheidend, sich über Rekorde oder seinen eigenen Namen zu definieren: “Im Endeffekt arbeitest du natürlich jeden Tag dafür, um erfolgreich zu sein. Wo es mal hinführt, kann ich natürlich nicht beurteilen. Dem Verein soll es gut gehen, dass der Verein merkt, es entwickelt sich was. Weil nachher die Verantwortung als Trainer, als Team, das ist unglaublich. Das kann man nicht in Worte beschreiben, weil du trägst es mit dir und wenn die Menschen hier glücklich sind, wenn sie mit ihrem Verein mitfiebern, wenn sie zum Beispiel jetzt gegen Schott Jena zum kleineren Derby, dann gegen Halle, gegen Erfurt, das ist dann schön, wenn die Menschen sich darauf freuen und wenn wir da ein Stück zurückgeben können und die Menschen glücklich machen, dann ist das viel, viel mehr wert als vielleicht ein oder drei Punkte.”
Volkan Uluc: “Nur mit Kuscheln geht es nicht”
Dass er als Übungsleiter eine gewisse Distanz zu seinem Team wahren muss, wissen die Spieler. Sein Umgang mit den Profis ist fordernd, aber auch fördernd: “Ich sage da immer ganz offen: ‘Hart, aber herzlich.’ Das wissen auch die Spieler. Ich habe einen kritischen Blick, aber ich habe auch einen Blick mit Liebe. Wo ich den Menschen sehe, wo ich nicht nur den Spieler, sondern den Menschen sehe, wo ich mich damit auch auseinandersetze. Nur mit Kuscheln, sage ich immer, geht es nicht. Und Regionalliga Nordost ist auch kein Barbiehaus, aber trotzdem nehmen wir sie auch mal in den Arm und gerade in Momenten, wo es nicht so gut läuft, sind wir für sie da, aber immer mit dem Antrieb auf Top-Level.”

Für junge Akteure in persönlich schwierigen Situationen oder Profis, die außen vor sind, verfolgt der gebürtige Istanbuler seine Art: “Es ist immer wichtig, dass du den Spielern einen Weg aufzeigst, auch offen und ehrlich. In dem Moment haben das die Spieler natürlich nicht so gern, aber ich treffe ja viele Spieler auch danach und die haben das immer als schmerzhaft, aber auch gut befunden, dass man ehrlich umgegangen ist. Und so versuchen wir das einfach auch. Das hat ja auch dann was mit Werten zu tun. Ich erwarte Ehrlichkeit von meinen Spielern und ich gebe diese Ehrlichkeit auch weiter im Wettbewerb zu anderen Mannschaften.”
Mit einem kleinen Ausblick macht Uluc klar, dass er in Jena und auch als Trainer selbst noch nicht genug hat: “Irgendwann ist ja klar, möchte ich auch ordentlich hier den Staffelstab übergeben. Das ist ja ganz klar. Bis dahin Vollgas. Aber es macht mir Spaß. Und solange ich mit den Spielern da einen guten Kontakt habe, solange ich da auch natürlich selber Spaß habe, solange die Vereine Spaß haben, wird das weitergeführt. Und da irgendwo jetzt auch für mich selber eine Ziellinie zu setzen, bin ich noch nicht bereit. Einfach drauflos. Und das ist ja auch das Spannende im Fußball, im Leben, was man jetzt nicht abschätzen kann. Nehmen wir es ein bisschen olympisch, wo die Flamme dann im Endeffekt über die Ziellinie geht.”
Das ganze Gespräch mit Volkan Uluc gibt es auch hier zum Nachhören: