Für einige Menschen geht es jeden Winter in den Ski-Urlaub. Das kostspielige Vergnügen kann der perfekte Ausgleich zum Alltag sein und mit seiner Mischung aus Spaß, Natur und Action zum echten Highlight werden. Eule Janne wollte herausfinden, ob auch er sich vom Fieber anstecken lassen könnte und berichtet in seinem On Tour vom ersten eigenen Ski-Trip.
Après-Ski, Privatinsolvenz, Bänderriss. Gäbe es beim beliebten Gesellschaftsspiel „Stadt, Land, Fluss“ eine Kategorie für „Vorurteile gegenüber Skiurlauben“: Ich wäre gut vorbereitet. Noch nie stand ich bisher auf der Spitze eines Berges, geschweige denn auf Abfahrts-Ski. Doch wie mit allem im Leben war auch für diese Sache ein erstes Mal vorgesehen. Dann nämlich, als die Planung der Freunde darin resultierte, nun auch mich als geübten Kritiker von Schnee und Kälte, aber vor allem als absoluten Amateur auf den Brettern für den anstehenden Trip nach Kitzbühel reinzuquatschen. Als Sportchef teile ich natürlich eine Begeisterung für waghalsige Manöver und spektakuläre Abfahrten; aber das halt auch vorzugsweise von der heimischen Couch aus.
Doch es half ja alles nichts und so ging es in der zweiten Januarwoche mit dem Zug – in nicht einmal fünf Stunden – vom bereits wintersportbegeisterten Thüringen ins weniger beschauliche Tirol. Ein paar Akklimatisierungen und Sinnkrisen über die quälende Notwendigkeit eines derart einschnürenden Schuhwerks später ging es dann auch schon zum ersten Mal auf die Piste. Natürlich nicht ohne einen professionell geleiteten Skikurs. Was eben dazugehört, wenn man nicht nachhaltig an dem Inhalt seines Geldbeutels hängt. Zugegebenermaßen stellte die Notwendigkeit eines solchen Übungstages meine eigene Naivität maßlos in den Schatten. Und mit einer „Ich werde schon irgendwie runterkommen“-Mentalität fährt es sich tatsächlich deutlich schlechter als mit einem grundlegenden Verständnis für Technik und Material.
Gelebtes Motto: Ins Abenteuer stürzen
Dieses half mir schon am zweiten Tag enorm. Da ging es nämlich dann in der vollständigen Freundesgruppe ins große Skigebiet. Und auch wenn die Einordnungen in blaue, rote und schwarze Pisten an den sich an Neigung überbietenden Hängen gewürfelt zu sein schienen, konnte ich dem Spaßfaktor rund um Pizza, einer geschmeidig werdenden Hüfte und bestem Kaiserwetter nicht mehr aus dem Weg gehen. Oder eben fahren. „Was mich nicht umbringt, macht mich stärker“ war ein Motto, das meine Künste und die auf Gegenseitigkeit beruhende Anziehung mit dem eisigen Untergrund noch ziemlich gut beschrieb. Zumindest zählte ich bei mir die meisten Stürze aller in Scharen anwesenden Fans des Ski-Sports, die mich mit ihrer Leichtigkeit immer wieder an meinem offensichtlich wenig vorhandenen Talent zweifeln ließen.

Zwischendurch beschäftigte mich die Frage, wie man sich die Zeit auf den Liften am besten vertreiben könnte. Wenn man einmal durch die Massen am Lift-Eingang, die sich so oder so ähnlich am 29. Dezember um Feuerwerk oder Dubai-Schokolade gedrängelt hatten, von seiner Gruppe getrennt wurde, genoss man eher im Stillen die Aussicht von den schaukelnden Stahl-Konstruktionen aus. Oder man gönnte sich die kurze Verschnaufpause für den Verzehr einer der preppermäßig vorbereiteten Riegel, die einen in entsprechender Masse erstaunlich erfolgreich durch den Tag bringen. Dennoch erschöpft, aber von der wie aus dem Ei gepellten Befreiung von den dicken Winterklamotten bestärkt, galt es am Samstagabend, sich einmal dem kulturellen Angebot des Ortes mitsamt seiner Getränkekarte zu widmen. Den Ausgang lasse ich an dieser Stelle mal offen.
Spätestens mit dem letzten Tag lösten sich dann sämtliche Hemmungen auf der Piste, was immerhin in echte Erfolgserlebnisse und ein zufriedenes Gefühl mündete. Während es auch mal mit Schuss gut den Berg herunterging, war die unfallfreie Bewältigung von Rampen ein Projekt, das ich mir für den nächsten Urlaub aufheben müsste. Aber diesen wird es wohl geben. Denn auch wenn ein solcher Trip für Studis einem unfreiwilligen Besuch auf der Schlossallee mit mindestens vier Häusern gleicht, hat es sich doch gelohnt. Für den Spaß an der Freude, das Durchhaltevermögen an schier menschenfeindlichen Orten und natürlich auch dem Stück Erholungskultur, der ich abseits von Moncler-Jacken und 8-Euro-Bier dann doch so manches abgewinnen konnte. In diesem Sinne: Geh ma!