Mal wieder dampft und giggelt es durch das Uni-Foyer am Ernst-Abbe-Platz: Nikolaus ist Feuerzangenbowle-Zeit. Dass während des Filmdrehs Bomben auf Berlin fielen, wissen nur wenige. Auch die Kontakte Heinz Rühmanns zur Nazi-Führungsriege sind ein oft ausgespartes Thema: So schenkte der Komödiant dem Propagandaminister Joseph Goebbels einen Kurzfilm mit dessen Kindern. Eine Verbindung, auf die Rühmann auch bei seiner “Feuerzangenbowle” bauen konnte.

Tobi erläutert die Hintergründe eines Durchhaltefilms im Dienst der Nazis.[audio:https://www.campusradio-jena.de/wp-content/uploads/sites/5/2011/12/111207_Feuerzangenbowle_Hintergründe_Tobi1.mp3|titles=111207_Feuerzangenbowle_Hintergründe_Tobi]

2 Kommentare

  1. Ihr jungen Nachgeborenen macht es euch zu einfach. Wass es heisst, in einem diktatorischen System sein Leben zu leben und es wenigstens vor Zerstörung zu schützen, das können wir nicht wirklich nach empfinden. Ich selbst hatte als 1957 geborener nur das ungleich mildere Regime des realen Sozialismus als Lebensbegleiter – ein politisch motivierter Studienabbruch war mein größter Schaden, den mir die Genossen der Jenaer Universität 1976 antun konnten. Aber es ging nicht um Leben oder TOT sein oder total vom Leben ausgegrenzt sein, wie so oft im Widerstand gegen Nazideutschland. Und wieviele heute Lebende sind viel feiger als Heinz Rühmann bei ihren Lebens-Entscheidungen in dieser doch so “freien” Bundesrepublik. Heinz Rühmann hat nicht nur eine Filmzeit vor 1945, sondern auch ein reiches Filmschaffen nach 1945. Und das gibt trotz allem heute “schmalzig” wirkendem Aussehen eine klare moralische Botschaft an die Zuschauer: Sei menschlich, sei aufrichtig, sei gut, liebe das Leben.

  2. Herr Reichel, danke für Ihren Kommentar. Ich möchte Ihnen folgendes antworten: Es sich nicht zu einfach machen, heißt für mich: Nicht zu ignorieren, wie gut sich der liebenswerte Spaß mit der menschenverachtendsten Ideologie der Menschheitsgeschichte vertrug. Ob dem Duz-Freund des Propagandaministers, der für die mörderische Hetze auf ‘Nicht-Arier’ und Widerständige mitverantwortlich ist, das Prädikat menschlich aufrichtiger Güte zusteht, sollte jeder Mensch nun für sich entscheiden. Der Beitrag sollte dafür die Faktenlage klarstellen. Und er erscheint mir nach Ihrem Kommentar sogar noch wichtiger. Versucht er doch zu zeigen, wie eine Karriere in einer Diktatur funktionierte. Gerade Ihr persönliches Beispiel, Herr Reichel, beweist doch, dass das Leben politischer Freiheit in autoritären Regimen persönliche Karrieren unwahrscheinlich werden ließ – und nicht wie im Falle Rühmanns Anpassung, sie beförderte.

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