R’n’B ist ein interessantes Genre. Auf der einen Hand hat es große Mainstreamhits im Musikbusiness vorgebracht, auf der anderen Hand kann es experimentell und komplex sein. Ein Beispiel für diese Seite ist das neue Release “Baby” von dem talentierten Künstler Dijon. Die Musikeule Tim kann mehr zu diesem Album erzählen. 

Dijon ist eine faszinierende Figur in der Musikszene. Der bürgerliche Name Dijon Duenas wurde von dem Namensträger schlicht abgekürzt. Ein Statement, dass die Musik direkt aus seinem Herzen und nicht aus einer fiktiven Künstlerfigur entspringt.

Der amerikanische Musiker kommt im Jahr 1992 auf die Welt, genauer gesagt auf einer Militärbasis in Deutschland. Als Sohn einer Mutter aus dem amerikanischen Süden und eines guamesischen Vaters ist des Leben des jungen Dijon alles andere als träge. Beide Elternteile arbeiten im Militär und wechseln in regelmäßigen Abständen zwischen Militärbasen in Amerika und Deutschland. Bereits im jungen Altern begeistert sich Dijon für das Singen und begründet 2012 das Duo Dijon/Abhi zusammen mit einem Freund aus der Highschool-Zeit. Gemeinsam veröffentlichen die beiden Freunde 2012-2016 zwei EPs und eine Compilation. Der heiße Sommer 2016 markiert einen Umbruch für den Musiker, es erfolgt ein Umzug von Maryland nach Los Angeles. In den darauffolgenden Jahren zieht Dijon zunehmend Aufmerksamkeit durch Kollaborationen mit Namen wie Brockhampton und Charlie XCX auf sich. Während dieser Anfangszeit seiner Solokarriere veröffentlicht der Songwriter mehrere Singles und EPs. Ein paar Jahre später erfolgt die Veröffentlichung seines Debütalbums “Absolutely” in 2021, welches nach und nach erst Anerkennung findet.

“Baby” ist das nun zweite Album in Dijons Lineup. Eine klangliche Wiederholung des Debüts ist es keinesfalls. Der R’n’B-Kern der Musik entfernt sich von dem Einfluss des Folk und experimentiert mehr mit Electronic. Auf dem Opener “Baby!” sind die zurückhaltenden und zaghaften Vocals des Sängers zu hören, die mit verzerrten Gitarrenseiten untersetzt sind. Der Gesang nähert sich oft dem staccato, besonders gut auf dem Track “Yamaha” zu hören. Hier erinnert Dijon teilweise an die stilistischen Mittel von Prince. Im Laufe des Songs flammt die Komposition auf und traut sich mit kräftiger Percussion den Chorus zu unterstützen. Gleich darauf folgt ein Highlight auf dem Album mit dem Lied “FIRE!”. Atmosphärisch wird mit einer sanften Klaviermelodie und Gesang von Dijon begonnen, was von verrauschten Vocals und kratzigen Artefakten unterbrochen wird. Ein Muster von kompositorischer Selbstzügelung kontrastiert mit klanglichen Überfluss, welches auf allen 12 Tracks des Albums Anwendung findet.

Emotional und ehrlich von Unsicherheit und Stress erzählt Dijon auf seinem aktuellen Album “Baby”. Unterstützt werden seine Worte von einem komplexen Soundkonstrukt, welches selbst nach mehrmaligen Hören neue Details offenbart. Ein verdienter Platz beim Campusradio Jena Album der Woche.