Viele kennen es: Nach dem Abi schnell weg, ein neues Kapitel beginnen und das am besten in einer neuen Stadt. An einem neuen Ort lässt es sich schließlich am besten über das eigene Aufwachsen reflektieren. So ging es dem jungen Betterov mit seinem Umzug nach Berlin. Mehr Infos zum neuen Album “Große Kunst” von Betterov hat Euch unsere Eule Julia rausgesucht.

Nach seinem gefeierten Debütalbum „Olympia“ vor drei Jahren, meldet sich der Sänger Betterov mit einem neuen, sehr persönlichen Album zurück: „Große Kunst“. Darin verarbeitet der gebürtige Thüringer auf eindrucksvolle Weise seine Familiengeschichte  – insbesondere die Flucht seines Vaters aus der DDR. Das Album überzeugt durch seine emotionale Tiefe, seine klare Haltung und seine künstlerische Konsequenz – und hat es deshalb in unsere Vorstellung als Album der Woche geschafft!

Betterov – bürgerlich Manuel Bittorf – ist in den 1990er Jahren in der Nähe von Bad Salzungen aufgewachsen – einer Region, die früher vom Bergbau geprägt war und von der Natur der Thüringer Rhön umgeben ist. Diese Naturverbundenheit begleitet ihn bis heute. Der Besuch eines Theaters in Eisenach weckte früh seine Begeisterung für Musik und bot ihm einen kreativen Rückzugsort. Mit dem Umzug nach Berlin startete er schließlich seine musikalische Laufbahn – zunächst als Vorband der britischen Band „Kaiser Chiefs“ und in mehreren Clubs. Im März 2020 erschien seine erste EP „Viertel vor Irgendwas“. Zwei Jahre später folgte das Debütalbum „Olympia“, das ihm den Durchbruch in der deutschen Indie-Szene bescherte.

Das Album „Große Kunst“ besteht aus 17 Songs und ist dem Musikstil Alternative/Indie zuzuordnen. Betterov erzählt von seinem Aufwachsen, seiner Familie und davon, wie Vergangenheit und Herkunft nachwirken. Das Album kommt ohne Feature-Gäste aus – und das völlig zu Recht: Es spricht für sich selbst. Besonders spannend sind die drei kurzen Intermezzos, etwa 30-sekündige instrumentale Übergänge, die dem Album Struktur und Leichtigkeit verleihen. Ein zentrales Thema ist die Flucht seines Vaters aus der DDR in der Nacht vom 17. Juli 1989 auf den 18. Juli 1989. In den Songs „17. Juli 1989“ und „18. Juli 1989“ beleuchtet Betterov dieses einschneidende Erlebnis aus zwei Perspektiven – die Flucht selbst und den Tag danach, an dem das Leben für die Familie weiterging.

Doch „Große Kunst“ ist mehr als nur eine persönliche Familiengeschichte. Betterov erinnert daran, dass das wir heute in einer Demokratie leben – in Freiheit, die nicht selbstverständlich ist. Er zeigt, dass Menschen in unterschiedlichen politischen Systemen aufwachsen und dadurch unterschiedlich geprägt werden. Sein Appell: Dieses Bewusstsein sollten wir uns bewahren – und die Freiheit, in der wir leben, nicht für gegeben halten. Mit Songs wie „So High“ beweist er außerdem, dass Tiefgang und Eingängigkeit kein Widerspruch sind – eine echte Ohrwurm Garantie!

Ein Album, das berührt, nachdenklich macht und uns daran erinnert, wie wichtig Freiheit und Perspektive sind. „Große Kunst“ lohnt sich, von Anfang bis Ende durchzuhören – und vielleicht auch, um die eigene Geschichte im größeren Ganzen zu sehen. Betterov – „Große Kunst“ – unser Campusradio Jena Album der Woche!