Was Nervt: Festnetztelefone

Wer braucht heutzutage noch ein Festnetztelefon? In Zeiten von Smartphones und Messengerdiensten scheint der gute alte Haustelefonanschluss ein Relikt aus vergangenen Tagen zu sein – oder etwa doch nicht?

1861 patentiert, damit ist das Festnetztelefon wortwörtlich uralt. Selbst die nächste Evolutionsstufe – das kabellose Telefon – wurde 1987 erfunden und ist mit seinen 38 Jahren kurz vor der Midlife-Crisis. Überhaupt erlebt das klassische Haustelefon eine Krise. Denn immer weniger junge Leute benutzen es.

Was soll denn auch schon der Vorteil sein? Sie sind örtlich gebunden, sind kein Multitool und im schlimmsten Fall klingeln die fast ununterbrochen, weil dubiose Stromanbieter die Nummer aus dem Telefonbuch haben und jetzt ihre Ware unters Volk bringen wollen.

Und auch, wenn jeder Wohnung oder jedem Haus gesetzlich eine Festnetznummer zugeordnet ist – wer dafür nicht bezahlen will, kann auch gleich noch Geld sparen! Telefonieren geht immerhin auch mit dem Smartphone – wenn’s denn sein muss. Eine kurze Sprachnachricht oder im schlimmsten Falle eine SMS sind ja doch viel praktischer.

Also, Festnetztelefone sind komplett obsolet!

Naja, außer…

Außer wir führen uns vor Augen, dass das Festnetztelefon durchaus seine Berechtigung hat, wenn auch nur für spezifische Back-Up-Situationen! Wer zum Beispiel sein Arbeits- und Privatleben auseinanderhalten will, kann so vermeiden, ständig erreichbar zu sein. Einfach nur die Festnetznummer angeben – idealerweise vielleicht aus einem Büro – und schon ist vermieden, dass vielleicht doch noch mal eben kurz reflexartig die Mails checkt oder doch noch fix auf die Frage von dieser einen Kollegin in der Whatsappgruppe antwortet, trotz Urlaub…

Aber viel wichtiger beim Festnetztelefon: Es ist wesentlich beständiger als ein Smartphone. Mal so eben das Smartphone verlieren, das passiert schnell. Aus Versehen liegen gelassen, beim Umsteigen von Zügen aus der Hosentasche gerutscht oder von anderen Leuten unbemerkt aus der Tasche entwendet. Ein Festnetztelefon? Steht sicher zuhause und macht es möglich, trotz fehlendem Smartphone noch am selben Tag die Versicherung anzurufen.

Auch bei Problemen mit dem Netz oder der SIM-Karte schafft das Festnetztelefon Abhilfe! Vor allem da, wo sich der Investitionsstau der letzten Jahrzehnte bemerkbar macht, nämlich auf dem Land, kann das Festnetztelefon darüber entscheiden, ob ein Notdienst alarmiert werden kann – oder eben nicht.

Fällt nämlich mal das Smartphone oder die Verbindung zum Telefonnetz weg, bleiben eigentlich nur zwei Möglichkeiten:

Entweder bei Freund:innen darum bitten, sich mal eben das Handy ausleihen zu dürfen, um mal beim Vertragsanbieter anzurufen, um das Problem zu lösen oder eine Mail zu schreiben – in der Hoffnung, dass die jemand noch im selben Quartal liest…

Festnetztelefone halt – ganz so sehr aus der Zeit gefallen, sind sie wohl doch nicht…